Matthias Hofmeister über Natursteine, Vertrauen und das „nachhaltigste Produkt der Welt“ – die Wege des Steins

VERÖFFENTLICHT

20. April 2019

ÜBER DEN AUTOR
Marlene Haas
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Interview mit Matthias Hofmeister von F. Hofmeister, Marmor- und Granitwerk GmbH

„Vielen unserer Kunden sind die kurzen Wege eines schönen regionalen Steins mit sicheren Arbeits- und Sozialbedingungen wichtiger als der Preis.“ – Ein Gespräch mit Matthias Hofmeister von Hofmeister Natursteine über schwerbeladene Pferdekutschen, Vertrauen und das „nachhaltigste Produkt der Welt“.

Wir haben nachgefragt. Matthias Hofmeister ist der Geschäftsführer der Firma F. Hofmeister, Marmor- und Granitwerk GmbH, einem Frankfurter Familienunternehmen mit über 155 Jahren Tradition. Wenn er von seinen Steinen spricht, bekommt er ein Leuchten in den Augen: „Naturstein ist für mich das nachhaltigste Produkt der Welt. Wir nehmen den Stein aus dem Berg heraus, der in Millionen von Jahren entstanden ist, stellen ihn auf dem Friedhof auf, und wenn er nicht mehr als Grabstein benötigt wird, kann der Stein im Straßenbau als Schutt verwendet werden.“ Das ist in der Tat cradle-to-cradle, denke ich mir.

Die Herkunft der Steine – mit der Pferdekutsche vom Frankfurter Hafen

„Woher beziehen Sie Ihre Steine?“ frage ich. Er erklärt, dass bei Natursteinen der Begriff „lokal“ ein anderer ist als beispielsweise bei Lebensmitteln. „Natursteine sind natürliche Ressourcen und somit ist der Einfluss auf die Herkunft begrenzt. Wir kaufen sie dort, wo sie vorkommen. Wobei sich da natürlich viel verändert hat: Für meinen Großvater war der Einkauf von Mainsandstein ein größeres Unterfangen. Er ist mit dem Auto nach Miltenberg gefahren und hat dort Steine eingekauft – eine Tagesreise mit Übernachtung. Die ausgewählten Rohblöcke wurden dann mit dem Schiff von Miltenberg nach Frankfurt verschifft und vom Frankfurter Hafen mit Pferdekutschen in unseren Betrieb gebracht und verarbeitet.“ „Und heute?“ frage ich.

Lieferketten und kurze Wege – Steine aus aller Welt und regional aus Belgien

Er erklärt, dass sich durch die Globalisierung die Liefer- und Transportwege massiv verändert haben. „Wir beziehen immer noch gerne regionale Steine, wobei ‚regional‘ heute nicht nur Deutschland, sondern auch Belgien, Schweiz, Italien oder Skandinavien heißt. Aber wir importieren auch weitentfernte Steine aus Indien, China oder Brasilien, wenn der Kunde das wünscht.“ Aber so Steine wiegen doch enorm viel. Das kann mit dem weiten Transport aus Fernost doch gar nicht wirtschaftlich funktionieren?

„Es ist nicht zu glauben, die Frachtkosten sind zum Teil so gering, dass Reedereien die Container von Indien nach China fast verschenken, weil sie die Schiffe in China brauchen. Und da die Lohnkosten in China geringer sind als in Indien, kommt es durchaus nicht selten vor, dass chinesische Betriebe ihre Rohblöcke aus Indien importieren und verarbeiten, bevor der Großhandel die Steine in China kauft und an Indien vorbei wieder nach Europa verschifft.“

Wertschöpfung im Abbau-Land stärken und Direkthandel betreiben

Matthias Hofmeister erklärt, dass seine Firma das nicht so macht, weil er die Wertschöpfung in dem Land lassen möchte, aus dem er die Steine bezieht und er diese Lieferwege wahnsinnig findet. Er bezieht also entweder Steine direkt aus Indien oder direkt aus China. „Wir machen den Container dann immer komplett voll, damit der Lieferweg Sinn macht.

Die Steine werden mit dem Containerschiff nach Rotterdam oder einen deutschen Frachthafen geschifft und das letzte Stück vom Hafen zu uns nach Frankfurt erfolgt mit der Bahn oder mit dem LKW. Wir nutzen für den letzten Abschnitt sehr gerne die Bahn, weil sie umweltfreundlicher und günstiger ist, aber leider ist der LKW oft schneller, flexibler und zuverlässiger. Grünen LKW-Transport würden wir uns da sehr wünschen!“. Wer weiß, denke ich, vielleicht tut sich da in den nächsten Jahren ja was…

CO2-intensive Lieferwege sind günstiger, lange Wege aufgrund niegriger Lohnkosten auch

Er ergänzt: „Eigentlich ist es eine Schande, dass Transportwege mit hohem CO2-Ausstoß so kostengünstig sind. Aber wenn ich der einzige Natursteinbetrieb in Frankfurt bin, der freiwillig den CO2-Ausstoß kompensiert, dann bin ich im Vergleich zu meinen Nachbarn nicht mehr konkurrenzfähig.“ Ich frage nach dem Kostenvergleich zwischen asiatischen und europäischen Steinen.  „Natürlich ist ein LKW von Verona oder Carrara nach Frankfurt in den reinen Logistikkosten immer noch günstiger, aber die niedrigeren Lohnkosten in Fernost führen leider dazu, dass Steine aus Indien oder China sich wirtschaftlich auf jeden Fall rechnen.“ Das ist verrückt.

Es ist doch in allen Bereichen gleich – Textilien, Komponenten für Mobiltelefone und Grabsteine: die Produktionskosten in Asien sind so gering, dass die Reise um die Welt günstiger ist als die Alternative mit kurzen Wegen. Ich hake nach: „Aber wie lassen sich die geringen Lohnkosten erklären? Werden die Steine dann mit Kinderarbeit abgebaut?“ Matthias Hofmeister bewegt das Thema. „Ich habe selber Kinder und würde niemals Steine verkaufen, von denen ich Sorge hätte, dass Kinderarbeit involviert war. Aber in der Tat ist es uns genau deshalb wichtig, mit unseren langjährigen Partnerbetrieben vor Ort zusammenzuarbeiten. Wir kennen ‚unsere‘ Steinbrüche in Indien und China und fliegen regelmäßig hin, um uns persönlich von den lokalen Arbeitsbedingungen ein Bild zu machen. Über die Jahre ist so eine sehr vertrauensvolle persönliche Beziehung entstanden.“ Das beruhigt mich.

Heißt Naturstein gleich ökologisch und fair? Es kommt auf den Handel an.

Mit Spaß bei der Arbeit…

Aber kann man davon ausgehen, dass die gesamte Natursteinindustrie diese Sorgfalt an den Tag legt? Es bedeutet auf jeden Fall, dass wir als deutsche Kunden ein vertrauensvolles Verhältnis zu ‚unserem‘ Steinmetzbetrieb haben müssen. „Fragen die Kunden bei der Auswahl des Grabsteins nach der Herkunft?“ frage ich. „Vielen Kunden ist die Herkunft des Steins sogar sehr wichtig, deshalb macht das einen großen Teil unserer Beratung aus. Die Auswahl eines Grabsteins ist ja ein emotionales und sensibles Thema und es ist unseren Kunden oft ein Bedürfnis, dass der ausgewählte Stein zum Verstorbenen passt.

Deshalb ist es uns seit Generationen wichtig, dass wir unsere Steine kennen und genau wissen, wo sie herkommen.  Wenn eine Verstorbene gerne in den Schweizer Alpen wandern gegangen ist, dann gefällt den Angehörigen oft ein grüner Findling aus Andeer in der Schweiz, und wenn der Verstorbene ein echter Frankfurter Bubb war, dann passt vielleicht eher ein Frankfurter Sandstein gut.

Es gibt aber auch Kunden, die auf den Geldbeutel achten müssen, und dann finden wir auch einen passenden Stein, der dann vielleicht eher aus Indien oder China kommt. Aber da wir keinen Zwischenhandel einsetzen und genau wissen, wo der Stein herkommt, kann ich hinter jedem Produkt stehen, das wir verkaufen.“

 

 

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