Frühjahrsputz mal anders: Warum (Natur-)Brettspiele nicht verstauben sollten und warum sie definitiv nicht auszusortieren sind! Im Gegenteil, jetzt wo neuer Platz im Schrank ist…

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9. Januar 2023

ÜBER DEN AUTOR
Gesina Schalenberg
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Disclaimer für Skeptiker; Ja, am Anfang fand ich Brettspiele auch langweilig – aber mal ehrlich, wenn man sich darauf einlässt, kann jeder das Spielkind in sich erhalten…

Disclaimer für Pragmatiker: Dieser Team-Insight kann Spuren von nützlichen Hinweisen und Gründen für schöne Spieleabende in der Winterzeit enthalten…

Disclaimer für Neugierige: Ich glaube, Ihr wisst gar nicht, was es alles gibt!

Mist, es ist immer noch Winter

So – die Feiertage und die Zeit zwischen den Jahren liegen hinter uns, wir sind voller Elan in 2023 gestartet und wie jedes Jahr stellen wir fest: Es wird nur langsam wieder heller, das Wetter spielt verrückt, aber ist meistens eher kalt und nass und jetzt, da der ganze Weihnachts- und Silvestertrubel vorüber ist, wird einem nach Feierabend fast langweilig. Der Eine oder Andere hält noch an seinen guten Vorsätzen fest und fragt sich beispielsweise: „Ja wie mache ich das jetzt konkret mit dem Ausmisten, dem nachhaltiger Leben und mehr Zeit für Freunde und Spaß haben?“. Ich hätte da so einen Tipp…

I can tell you; Spiellust ist ansteckend und hat Suchtpotenzial

Manche sagen, die Einen lieben Brettspiele und die Anderen nicht. Meiner Erfahrung nach kommt es aber eher darauf an, das richtige Spiel zu finden, das einen catcht. Es gibt nämlich mehr als man denkt: von einfach bis komplex, von phantasievoll bis realistisch, von einfach unterhaltsam bis strategisch herausfordernd, von kompetitiv bis kooperativ, von Allgemeinwissen zum Nerd-Thema… Es sollte für jeden was dabei sein, aber wer noch ein paar weitere gute Gründe braucht, den überzeugen vielleicht diese Argumente:

Brettspiele lohnen sich wirtschaftlich…

Auf den ersten Blick scheinen beispielsweise 40€ für einen Pappkarton voller Kärtchen und Steinchen etwas übertrieben – aber teilt man die Kosten durch die zahlreichen Abende, an denen man sich einen Kinobesuch für 15€ pro Person, die Bahntickets für 20€ in die nächste Stadt oder ähnliches spart, amortisieren sich die Kosten schnell.

Side Note: Der Spielemarkt ist heutzutage, beispielsweise aufgrund der Konkurrenz durch Streaming-Dienste, bestimmt nicht ganz einfach. Aber im Grunde ja doch so alt und beständig wie die Menschheit. Nach einfachen Zählspielen scheinen die ersten Strategiespiele vor 5000 Jahren entwickelt worden zu sein (bspw. Königsspiel von Ur). Und auch heute noch werden stetig Erweiterungen und Weiterentwicklungen bekannter Klassiker herausgegeben und neue Spiele erfunden. Bestimmt haben sich einige von euch in den letzten Wochen beim Weihnachtsshopping mal wieder in einen Buchhandel gewagt und bemerkt: die Regale füllen sich, vor allem mit Spielen, die sich auf die Natur beziehen.

Brettspiele können ein nachhaltiger und informativer Zeitvertreib sein…

Die Kleinen machen es uns vor: Zum Spielen brauchen Kinder oft nicht viel, sie sind kreativ und voller Vorstellungsvermögen. Das haben sie gerade mal wieder beim Kita-Wettbewerb „Nachhaltig spielen“ der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) bewiesen: Die Erzieher:innen und Kinder von 170 Kindergärten bastelten selbst Spielzeug und Ähnliches aus erneuerbaren Ressourcen oder recyceltem Material und verbanden dies mit Bildung über unsere Umwelt. Es gibt zahlreiches ausgewiesenes Spielzeug aus nachwachsenden und nicht auf Erdöl basierenden Rohstoffen.

Brettspiele für Erwachsene bestehen oft lediglich aus bedrucktem Papier, Pappe, Holz, Stoff, Plastikteilchen und Tütchen. Auch diese Materialien könnte aus recycelten und nachwachsenden oder biobasierten Rohstoffen bestehen, Umweltzertifikate tragen (siehe unser Blogartikel zu Nachhaltigkeitssiegeln), über kurze Lieferketten produziert werden, etc. Und teilweise tut es das bereits, solche Spiele findet man beispielsweise im Onlinehandel. So kann man von einem niedrigen CO2-Fußabdruck ausgehen, vor allem im Vergleich zu Aktivitäten wie dem Streamen von Serien, Musik oder Clips. So zeigte das Umweltbundesamt, dass eine Stunde Videostreaming 1,46 g CO2-Äquivalent verursacht. Allein Netflix bezifferte seinen CO2-Fußabdruck 2020 folglich auf 1,1 Millionen Tonnen (entspricht ca. den jährlichen Emissionen von ganz Spanien) – und in den letzten zwei Jahren dürfte das durch immer größere Datenmengen und Nutzer erheblich gestiegen sein. Nicht zu vergessen die Emissionen aus der Filmproduktion –  ich glaube der Punkt ist offensichtlich…

Zugegeben, abends mit einem Glas Rotwein „Nachhaltigkeitschallenges“ zu lösen, indem man die Karte mit den Second-Handklamotten geschickt mit der Karte Flohmarkt kombiniert, ist mir dann auch ein bisschen zu viel des Guten. Aber viele der Spiele schaffen es doch ganz gut, Bildung für nachhaltige Entwicklung subtiler unterzubringen, und machen einfach Spaß. Viele Dinge werden ja erst interessant, wenn man sich mit ihnen beschäftigt. Und dann fragt man sich, was all diese Symbole auf den Spielkarten bedeuten. Achso, Vögel brüten natürlich nicht nur in Baumnestern, sondern auch am Boden oder im Baumhöhlen (Räusper, deshalb setzen sich Naturschützer auch für den Erhalt von Wiesen und Totholz im Wald ein) und Lachse wandern entlang von Flüssen (weshalb Barrieren wie Staudämme und Schleusen für sie bedrohlich sind) und – Schwupps – hat man aus Versehen wieder etwas dazugelernt.

Ein Spiel zur Umwandlung des Mars in einen bewohnbaren Planeten gibt es bereits, hier muss man allerdings die globale Temperatur erst erhöhen statt begrenzen, beispielsweise durch importiertes CO2 (ich wüsste, wo man es hernehmen könnte…)😉 Kennt jemand ein Exit-Spiel für die Flucht von unserer Erde, falls das nicht klappt? Natürlich droht ein Fachsimpeln über Erweiterungen, da man den Borkenkäfer und die Klimawandel bedingten Dürreperioden als Gefahrenkarte hinzufügen müsste…

Apropos – einer unserer Botschafterbetriebe für nachhaltige Entwicklung, Meder Spielwaren, berichtet in unserer Kampagne „Hinter der Ladentheke“ vom nachhaltigen Wandel in der Branche: Immer mehr Kunden – auch die Kinder selbst – legen Wert auf soziale und ökologische Kriterien und auch die Hersteller sind auf den Zug aufgesprungen. Allerdings fehlen noch allgemeine gesetzliche Standards.

Brettspiele können sozial verbinden…

Am meisten Spaß macht das Spielen natürlich mit mehreren Personen. Tatsächlich kann ein gut gefüllter Spieleschrank ein guter Anlass für häufigere Freunde- und Familien-Abende sein. Gerade wenn man sich noch nicht so gut kennt oder nicht immer „nur reden“ will, können Spiele ein gemeinsames Erlebnis schaffen. Man sollte das ganze natürlich nur mit einem verträglichen Konkurrenzdenken starten und mitunter ist ein wenig Feingefühl von Nöten, je nachdem, wie gut die Beteiligten mit den aufkommenden Emotionen umgehen können. Ein gutes soziales Training also, dieses Spielen. Darüber hinaus bringt es einem natürlich selbst etwas: Es lenkt ab, man weitet seine taktischen Fähigkeiten aus und man hat mal eine Pause vom Bildschirm.

In diesem Sinne – Handy weg und ran an die Boxen, let’s play!

Eure Gesina

 

Quellen:

Süddeutsche Zeitung (28.08.2016): Der erste Zeitvertreib der Menschheit; https://www.sueddeutsche.de/wissen/serie-die-kleinen-grossen-dinge-raus-bist-du-1.3137701

Kompetenzzentrum nachhaltiger Konsum (28.11.2022): Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. Kita-Wettbewerb „Nachhaltig spielen“; https://nachhaltigerkonsum.info/service/news/kita-wettbewerb-nachhaltig-spielen

Umweltbundesamt (2021): Texte 94/2021. Abschlussbericht. Green Cloud Computing. Lebenszyklusbasierte Datenerhebung zu Umweltwirkungen des Cloud Computing; https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/5750/publikationen/2021-06-17_texte_94-2021_green-cloud-computing.pdf

Utopia (13.09.2021): Netflix, Youtube, Spotify: So klimaschädlich ist Streaming wirklich; https://utopia.de/ratgeber/streaming-dienste-klima-netflix-co2/

 

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