1. Fashion im Kiez – Rohstoffe

VERÖFFENTLICHT

23. Juni 2021

ÜBER DEN AUTOR
Jaya Bowry
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Aus welchen Materialien bestehen unsere Kleider? 

Das kleine 1×1 der Rohstoffe:

Naturfasern

Naturfasern sind nachwachsende Rohstoffe, recyclingfähig und biologisch abbaubar. Sie können direkt nach der Ernte verarbeitet werden.

TIERISCHE NATURFASERN

Zu den Naturfasern tierischen Ursprungs gehören Wolle und Seide, aber auch Leder und Daunen.

  • Wolle wird durch Scheren von Schafen gewonnen. In der Regel kommt sie aus Argentinien, Neuseeland und Australien.
  • Es gibt viele weitere Wollarten, die einen eher geringen Marktanteil ausmachen. Sie werden hauptsächlich durch Auskämmen gewonnen. Dazu zählen unter anderem Alpaka und Cashmere.
  • Die Eigenschaften von Wolle sind hervorragend: temperatur- und feuchtigkeitsregulierend sowie schmutzabweisend. Bei richtiger Pflege kann dich dein Wollpullover viele Jahre begleiten!

ACHTUNG: In Australien ist sogenanntes Mulesing üblich, eine grausame Verstümmelung der Tiere, um einen höheren Ertrag zu erhalten. Nur etwa 10 Prozent der australischen Wolle ist mulesing-frei. 

Zudem ist die Weiterbehandlung von Wolle sehr wasserintensiv: pro Kilogramm Wolle werden rund 120.000 Liter Wasser verbraucht.

BESSER: Achte beim Kauf auf Siegel: kbT (kontrolliert biologische Tierhaltung), GOTS, IVN BEST und RWS (Responsible Wool Standard).

PS: Weißt du, wie Seide hergestellt wird? Für Zuchtseide wird der Kokon der verpuppten Seidenraupe vor dem Schlüpfen getrocknet. Danach wird er mit heißem Wasser behandelt, um den bis zu 1.500 Meter langen Endlosfaden in einem Stück abzuwickeln. Für ein Kilogramm Seidenfaden benötigt man bis zu 15.000 Kokons. Die weltweite Produktion von Seide beträgt insgesamt rund 150.000 Tonnen Seide = Tod von jährlich mehr als 2 Billionen Raupen.

BESSER: Eine Alternative ist sogenannte gewaltfreie oder Ahimsaseide. Dabei wird den Raupen die Chance gegeben, durch ein kleines Loch im Kokon zu schlüpfen.

PFLANZLICHE NATURFASERN

Zu den pflanzliche Naturfasern gehören zum Beispiel Baumwolle, Leinen (Flachs) und Hanf.

  • Baumwolle ist der am häufigsten verwendete natürliche Rohstoff in der Bekleidungsindungsindustrie und wird hauptsächlich in China, USA, Indien und Usbekistan angebaut.

ACHTUNG: Der konventionelle Anbau ist umweltbelastend: Er verbraucht sehr viel Wasser, zudem werden gentechnisch verändertes Saatgut und jede Menge Pestizide eingesetzt. Diese wiederum belasten Böden und Grundwasser stark.

BESSER: Biomaterialien! Beim Bio-Anbau werden keine Kunstdünger, keine Pestizide, keine Gentechnik eingesetzt. Stattdessen wird mit Fruchtfolgeregelungen, Regenfeldanbau und sparsamen Bewässerungsmethoden gearbeitet.

1% – so gering ist derzeit der Marktanteil der weltweiten Bio-Baumwollproduktion.

Synthetikfasern

Die bekanntesten Synthetikfasern sind Polyester, Polyacryl, Polyamid (Nylon, Perlon) und Elastan.

  • Synthetikfasern sind sehr günstig herzustellen, leicht zu verarbeiten und recyclebar, außer sie sind – und das ist leider meistens der Fall – mit anderen Fasern gemischt. 

ACHTUNG: Synthetikfasern sind erdölbasiert. Das heißt, dass nicht nur Umweltbelastungen durch die Rohölförderung entstehen, sondern auch das Produkt an sich einen dauerhaften Impact hat: Die Fasern sind biologisch nicht abbaubar, sondern zersetzen sich zu sogenanntem Mikroplastik. Aus einem Kilogramm Wäsche entstehen ca. 0,1 Gramm Mikroplastik. Nur rund 90 Prozent kann in Kläranlagen gefiltert werdenInsgesamt 35 Prozent des Mikroplastiks in den Weltmeeren stammt von synthetischen Textilfasern besagt eine Studie der International Union of Conservation of Nature (IUCN).  

BESSER: Recyceltes Polyester! Vor allem bei Sport- und Outdoorbekleidung haben synthetische Fasern gute Eigenschaften, sind wind- und wasserabweisend. Achte deshalb beim Kauf auf recyceltes Polyester! Das vermeidet Müll und spart Treibhausgasemissionen bei der Herstellung: statt aus Rohöl wird aus vorhandenen Abfällen das neue Material für unsere Kleidung gewonnen.

Zellulosefasern:

Zellulosefasern werden auch Regeneratfasern genannt. Dazu gehören Viskose, Modal und Lyocell (Tencel) oder auch BambusfasernBasis sind meistens Hölzer: Buche, Fichte, Eukalyptus oder Bambus.

ACHTUNG: Der Umwelteinfluss hängt stark von der Produktionsweise ab: Viskose wird durch ein chemisches Verfahren gewonnen, bei dem unter anderem mit Schwefelsäure gearbeitet wird. Der dabei entstehende Schwefelkohlenstoff führt zu erheblicher Luftverschmutzung. Diese kann wiederum Auslöser für Gesundheitsprobleme, Krankheiten und Behinderungen sein.

KONKRET: In Nagda, in Indien, wo Viskose für einen Großteil der Fast Fashion Branche hergestellt wird, liegt die Schwefelkohlenstoff-Konzentration in der Luft 125 mal höher als der zugelassene Richtwert der WHO! Vielen Menschen bleibt dort ein Leben in Gesundheit verwehrt. 

BESSER: Es gibt auch umweltfreundlichere Alternativen zu Viskose wie Modal und Lyocell (Tencel). Die Herstellung kommt mit weniger Chemikalien aus und behält diese während der Produktion in einem Kreislauf. Sie haben also eine wesentlich bessere Umweltbilanz im Vergleich zu Viskose und sind im Gegensatz zu Chemiefasern biologisch abbaubar. 

60 Prozent der neu produzierten Kleidung besteht zum Teil oder ganz aus Polyester. Die billige Kunstfaser ist der große Treiber der Fast Fashion-Industrie.

Mehr Informationen zur problematischen Herstellung von Viskose gibt es hier: Dirty Fashion: Crunch Time 

Weitere Informationen zu dem Thema Fast Fashion und Nachhaltigkeit im Rahmen der Ausstellung Fashion im Kiez:

Jaya Bowry
Author: Jaya Bowry

Jaya ist eine echte Superheldin. Die (bald) promovierte Kulturanthropologin ist ebenso Expertin in Sachen nachhaltiger Konsum und Ressourcenschutz wie sie mit links als Eventmanagerin Konferenzen organisiert oder Konzepte strategisch entwickelt und umsetzt. Mit Lust auf besser leben ist sie schon seit Jahren im Kontakt und seit 2019 endlich fester Teil des Teams. Ihre strukturierte Art zu arbeiten und parallel mit vollem Durchblick – gefühlt unendlich – viele Projekte zu koordinieren beeindrucken das gesamte Team. Die frisch gebackene Mutter sagt, was sie denkt und ist eine echte Schafferin. In ihrer Freizeit philosophiert Jaya gerne über Ernährung im Fußballstadion und spielt Volleyball. Im Herzen hin- und hergerissen zwischen Frankfurt und Bad Nauheim lebt sie aktuell in der schönen Wetterau – wir vermissen sie schon in der Stadt am Main. Sie hat im Fach Kulturanthropologie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz zu (nachhaltigem) Ernährungsverhalten in Fußballstadien promoviert.

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Jaya Bowry
Author: Jaya Bowry

Jaya ist eine echte Superheldin. Die (bald) promovierte Kulturanthropologin ist ebenso Expertin in Sachen nachhaltiger Konsum und Ressourcenschutz wie sie mit links als Eventmanagerin Konferenzen organisiert oder Konzepte strategisch entwickelt und umsetzt. Mit Lust auf besser leben ist sie schon seit Jahren im Kontakt und seit 2019 endlich fester Teil des Teams. Ihre strukturierte Art zu arbeiten und parallel mit vollem Durchblick – gefühlt unendlich – viele Projekte zu koordinieren beeindrucken das gesamte Team. Die frisch gebackene Mutter sagt, was sie denkt und ist eine echte Schafferin. In ihrer Freizeit philosophiert Jaya gerne über Ernährung im Fußballstadion und spielt Volleyball. Im Herzen hin- und hergerissen zwischen Frankfurt und Bad Nauheim lebt sie aktuell in der schönen Wetterau – wir vermissen sie schon in der Stadt am Main. Sie hat im Fach Kulturanthropologie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz zu (nachhaltigem) Ernährungsverhalten in Fußballstadien promoviert.