Die Wege von Schokolade im Interview mit PERÚ PURO aus Frankfurt

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27. April 2019

ÜBER DEN AUTOR
Marlene Haas
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Um über die Wege von Schokolade mehr zu erfahren, sprechen wir mit Dr. Frauke Fischer, eine der Gründer*innen von PERÚ PURO.

Der weite Weg von Kakao…

„Wer Schokolade isst, hat sich für die langen Wege entschieden“, das ist schon mal klar. Natürlich gibt es auch Süßigkeiten aus der Region. Aber wenn man Schokolade so gerne isst wie ich, muss man die langen Wege akzeptieren. Das stellt Frauke Fischer zu Beginn unseres Gesprächs klar. Die Biologin und Gründerin von PERÚ PURO bringt mich gleich zu Beginn des Gespräches auf den Boden der Tatsachen: Kakao ist nun mal eine tropische Pflanze und wächst aufgrund von Niederschlags- und Lichtverhältnissen ausschließlich in den Tropen.

Als Schokoladenliebhaber, der nicht auf Schokolade verzichten mag, muss einem klar sein: Kakao hat einen weiten Weg hinter sich, um zu unserer Nervennahrung zu werden: Ca. 10.000 km. Das stimmt mich traurig. Doch keine Schokolade ist auch keine Lösung. Was passiert also mit den Kakaobauern und dem Regenwald, wenn wir hier im Westen nicht auf die süße Nervennahrung verzichten wollen?

Schokolade ist nicht gleich Schokolade

Frauke Fischer klärt mich auf. Schokolade ist nicht gleich Schokolade: Es gibt verschiedene Anbaubedingungen, die für Mensch und Umwelt entscheidende Unterschiede bieten. Genau das ist der Punkt, an dem PERÚ PURO ansetzt.

Der Kakao von PERÚ PURO kommt aus einem extrem abgelegenen Tal in Peru. Er hat damit wahrscheinlich einen noch längeren Weg hinter sich als herkömmlicher Kakao.

Die Bauern dort haben kaum einen Marktzugang. Nur ein Zwischenhändler kaufte vor Ort überhaupt Kakao auf, zu Preisen, die deutlich unter dem Weltmarktpreis lagen. Unfair ist das und einer der Treiber, die aus Kleinbauern (Wirtschafts-) Flüchtlinge machen.

Damit die Kleinbauern ihren ökologisch angebauten Edelkakao auch zu fairen Preisen auf den Markt bringen können, gründeten Frauke und Arno kurzerhand PERÚ PURO.

Das Start-up PERÚ PURO mit dem Ziel: Faire Schokolade

Die beiden Gründer*innen von PERÚ PURO

Das Ziel dabei, die Menschen für ihr großes Engagement fair zu entlohnen und die Bedrohung für den artenreichen Regenwald durch Brandrodungen für konventionellen Kakaoanbau zu stoppen.

Die Kakaosorte aus diesem Tal ist der Ur-Kakao von dem alle anderen Kakaosorten der Welt abstammen und heute sehr selten. Die Schokolade, die daraus entstehen kann, ist sehr viel milder und fruchtbetonter als herkömmliche Schokolade. Diese ist meistens – ohne die Zugabe von sehr viel Industriezucker – sehr sauer und bitter. PERÚ PURO bietet den Bauern in dem abgelegenen Tal zu mehr als fairen Bedingungen einen Marktzugang und eine Chance den Kakao erfolgreich vermarkten zu können. Hier (perupuro.de) könnt Ihr mehr über die Philosophie von PERÚ PURO erfahren.

Es gibt verschiedene Anbaubedingungen von Kakao, die den Klimawandel in unterschiedlichem Maße beeinflussen

Vom Bauern zum Luxusprodukt

Ich lasse mir erklären, welche Unterschiede es bei den Anbaubedingungen gibt und welche Auswirkungen das auf den Regenwald und damit auf den Klimawandel hat. Der meiste Kakao – oft für die Weiterverarbeitung von herkömmlicher Schokolade – wird in Monokulturen angebaut, erzählt Frauke Fischer. Dafür werden große Flächen des Regenwaldes durch Brandrodung zerstört. Nach einigen Jahren ist dann die Fläche nicht mehr für den Kakaoanbau brauchbar und eine neue Fläche wird gerodet.

Bei dem Kakao von PERÚ PURO ist es anders. Der Kakao wächst in einem funktionierenden Agroforstsystem und damit in einem Ökosystem, das dauerhaft bewirtschaftet werden kann. Der Trick: durch den Anbau vieler verschiedener Pflanzenarten, darunter auch bis zu 20 Tropenwaldbaumarten, wird die Bodenfruchtbarkeit erhalten und Biodiversität geschützt. Die Rodung neuer Flächen ist nicht mehr notwendig.

Trotz allem können im Kleinen Wege gespart und damit Gutes getan werden…

Frauke Fischer erzählt mir, dass Wege innerhalb von Deutschland gespart werden können – trotz der langen Handelswege von Kakao. Dafür nimmt PERÚ PURO sogar höhere Preise in Kauf.

Die Verpackung der Kakao-Produkte von PERÚ PURO geschieht in der Nähe von Bad Kissingen. Frauke Fischer erklärt mir, dass der Transport in benachbarte osteuropäischen Länder und das dortige Verpacken-lassen viel günstiger ist. Deshalb entscheiden sich viele Unternehmen dafür. Aus gesellschaftlicher Verantwortung aber hat sich PERÚ PURO dazu entschieden, das Verpacken von Menschen mit Behinderungen durchführen zu lassen. Lediglich die Schokolade wird in der Schweiz hergestellt und auch dort verpackt.

Auch dafür gibt es einen Grund: Die Schokolade von PERÚ PURO wird nicht nur aus Ur-Kakao hergestellt, sondern auch noch lagen- und jahrgangsrein verarbeitet. Diese Besonderheit ließ sich nur in der Schweiz oder in Peru realisieren, wo die fertige Schokolade, aber in einem gekühlten Container bis nach Europa verschifft werden müsste – mit dem entsprechend großen Klimaschaden.

Eins ist klar: Wenn ich Schokolade essen möchte, dann muss ich die langen Wege akzeptieren. Ich kann aber über die Wahl des Herstellers Wege in der Weiterverarbeitung reduzieren und über die Anbaubedingungen für Mensch und Umwelt entscheiden, z.B. indem ich auf Fairness und Mischkulturen achte. Nun habe ich Hunger auf Schoki von PERÚ PURO.

 

Erinnert Ihr Euch an unsere Kampagne „Fairer Handel ist mehr als ein Siegel“? Damals berichtete Frauke über Siegel und mehr… Lest nach unter Es geht um Lieferkette und Zwischenhändler – Teil 1

 

 

 

 

 

 Hier geht es zurück zur Story und Schokoladen-Infografik

 

  • Strenge Selektion Bei der Ernte - Perú Puro war Teil der Kampagne
  • Infografik Schokolade
  • Der Bauer bringt die Bohnen zum Transport
  • Perú Puro zeigt, was aus der Kakaobohne wird
  • So sieht das Endprodukt aus.
  • Perú Puro - die Gründer*innen freuen sich, dass das Produkt endlich da ist
  • Schokoheld*innen.
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