Warum wir im Nachhaltigkeits-Diskurs auf mehr Ehrlichkeit und Verständnis füreinander setzen sollten – Team Insight
14. Juli 2022
Henrik Brauel
Mein Name ist Nathalie Kohlert, ich wohne im schönen Fulda und freue mich das Team von Lust auf besser Leben seit dem 1. Juli als Ansprechpartnerin für die BNE Gesamtkoordination und in diversen anderen Projekten unterstützen zu dürfen.
Meine Erfahrungen, die ich mit- und einbringe, setzen sich zusammen aus meinem Bachelorstudium „Sozialwissenschaften und interkulturelle Beziehungen“, meinem Masterstudium „Interkulturelle Kommunikation und Europastudien“ (ich befinde mich hier in den letzten Zügen), meiner Zeit als Werksstudentin beim Citymarketing Fulda e.V. und meiner Tätigkeit als Koordinatorin des BNE Netzwerks Osthessen. Neben dem Studium habe ich zusammen mit Menschen aus aller Welt ein Kulturzentrum in Fulda und einen dazugehörigen Verein gegründet. Respekt und Interesse für und an seine/n Mitmenschen, Vielfalt, Toleranz und Gelassenheit sind Werte, die mir wichtig sind und die ich auch bei meiner Arbeit bei Lust auf besser Leben hochhalten möchte.
Ich möchte euch gerne einen kleinen Einblick in meine Reise zu einer nachhaltige(re)n Lebensweise geben und warum ich es hilfreich fände, wenn wir als Gesellschaft bei dem Thema ehrlicher und verständnisvoller miteinander umgehen würden.
In einem kleinen Dorf in Oberbayern aufgewachsen und großgezogen von einer Generation, die noch die Entbehrungen der Nachkriegszeit erfahren musste und stolz war auf den wirtschaftlichen Aufschwung, auf Wachstum und die Annehmlichkeiten, die der Kapitalismus mit sich brachte, war Nachhaltigkeit lange kein Thema in meinem Leben.
Im Studium brachte für mich ein komplett neues Umfeld mit sich und viele meine Kommiliton:innen hatten mir in Sachen Nachhaltigkeit gefühlt einiges voraus: Fahrradfahren ist das Beste, mindestens vegetarisch oder sogar vegan ist Standard und coole Klamotten gibt es eh nicht in mainstream Kaufhäusern, sondern nur in Second-Hand Läden oder alternativen Onlineshops. Alternativ und nachhaltig zu sein war nicht nur normal, sondern scheinbar auch total easy für alle außer mich.
Ich gebe zu: Ich bin von Natur aus alles andere als ein „Vorzeige-Öko“. Ich fahr total ungern Fahrrad, weil anstrengend und zeitaufwendig, ich reise dafür sehr gerne und bin schon häufig geflogen – auch in weit entfernte Länder. Ich shoppe wahnsinnig gerne Klamotten und hatte bisher selten mal genug Geld, um das in Bio-Fairtrade-Läden auszuleben. Zu meinem Glück habe ich Second Hand Läden und Kleidertauschpartys kennen und lieben gelernt und wenn schon nicht das Fahrrad, dann sind zumindest die Öffis zu einem alltäglichen Fortbewegungsmittel für mich geworden. Auf Fleisch verzichte ich zwar inzwischen größtenteils, aber auch das war keine einfache Umstellung, da mir viele Fleischgerichte einfach echt gut schmecken (Grillen im Sommer, der Schweinebraten von Mama etc.).
Und trotzdem bin ich froh und stolz nicht den „einfachen“ Weg zu gehen, indem ich Klimakrise, Artensterben, Wasserknappheit und menschenunwürdige Arbeitsbedingen ignoriere oder als für mich nicht relevant abtue. Ich kämpfe mich durch den Prozess meine Lebensweise nachhaltiger, umwelt- und klimafreundlicher zu gestalten mit allen seinen Höhen und Tiefen, Identitätskrisen und Frustphasen und manchmal auch begleitet von der Infragestellung von sämtlichen Entscheidungen, die ich je getroffen habe. Und nein: Ich bin noch lange nicht am Ziel, aber das ist auch okay.
Seit 2020 mein Sohn Felix auf die Welt kam, ergänzen sich meine persönlichen Themen noch um die Frage nach einem nachhaltigen Familienalltag mit allem, was dazugehört.
Ich bin überzeugt davon: So wie mir geht es vielen. Man erkennt, was man alles ändern müsste/möchte/sollte, fühlt sich ziemlich überfordert bei dem Gedanken an die Herausforderungen, die einen erwarten und hat gleichzeitig das Gefühl, dass man sich bloß nichts anmerken lassen darf, weil alle anderen es doch scheinbar so easy hinkriegen.
Wie wäre es, wenn wir anstatt dessen zu einer Umgangskultur beim Thema Nachhaltigkeit finden, in der es okay ist, sich in unterschiedlichen Stadien des Prozesses zu befinden, Fehler zu machen, Dinge nicht zu wissen, Fortschritte, genauso wie Rückschläge erleben und darüber sprechen zu dürfen. Wichtig ist nur, dass wir es wollen und dass wir uns trauen es wirklich anzupacken. Und das geht am besten gemeinsam.
Hallo, ich bin Henrik. Ich mache zurzeit mein Jahrespraktikum bei Lust auf besser leben und kümmere mich primär um den Webguide, Newsletter und das Botschafter:innenprogramm. Dabei arbeite ich mich gerne in neue Themen ein und veröffentliche sie für Euch in Form von informativen Artikeln im Blog.