Nachhaltig verpackt?! Zu Gast und mit Gästen im „gramm.genau“.

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5. Februar 2020

ÜBER DEN AUTOR
Jaya Bowry
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Unser Lust auf besser leben-Botschafterklub

* Dieser Beitrag enthält werbende Inhalte

Am Mittwoch, den 22.01.2020 fand unser erstes Botschafterklubtreffen in diesem Jahr statt. Thema war: Nachhaltig verpackt?! Wir durften dankenswerterweise in dem Unverpackt-Laden unseres Botschafterklubmitglieds gramm.genau zu Gast sein. Gewerbetreibende aus vielen verschiedenen Branchen waren gekommen. Zunächst stellte Lukas Sattlegger vom ISOE wissenschaftliche Ergebnisse zum Thema „Verpackungen, Plastik, Müll: Globale Auswirkungen und nachhaltige Alternativen“ vor. Trotzdem ich persönlich das Gefühl habe, dass Plastik mehr und mehr thematisiert wird, steigt der welt- und deutschlandweite Verbrauch von Plastik und Verpackungsmaterialien an. Plastikmüll verschmutzt die Ozeane und Küsten, Meeresmüll und Mikroplastik haben negative Effekte auf Lebewesen und beeinflussen Ökosysteme, und Chemikalien in Kunststoffverpackungen haben potentiell toxische Effekte. Wäre es dann nicht besser auf neue Produkte, die wir allgemein als Bioplastik bezeichnen umzusteigen?

Nicht zwingend, erklärt uns Lukas. Denn die Abbaubarkeit von biobasierten und abbaubaren Kunststoffen ist eingeschränkter als wir es uns vielleicht vorstellen. In unserem jetzigen System ist die Entsorgung von Bioplastik problematisch. Außerdem werden, damit es die Eigenschaften von Plastik bekommt, ähnliche Chemikalien wie bei konventionellem Plastik eingesetzt. Ein weiterer Aspekt ist, dass möglicherweise das Problem des „Litterings“ verschärft wird, wenn alle davon ausgehen, dass die Verpackungen ja sowieso in der Natur verrotten. Nichtsdestotrotz bieten biobasierte Kunststoffe die Chance von Erdöl unabhängig zu werden. Auch können abbaubare Kunststoffe durchaus sinnvoll für bestimmte Anwendungen sein, müssen aber differenziert betrachtet werden.

Nach dieser Einführung in das Thema gab Jenny Fuhrmann von gramm.genau wertvolle Praxistipps für verschiedene Branchen zum Thema Verpackungsvermeidung. Zum Beispiel die Firma Memo (www.memo.de), wo es nachhaltige Alternativen fürs Büro zu beziehen gibt, die in einer Mehrwegkiste geliefert werden oder, dass man bei jeder Bestellung, die man tätigt einfach vermerkt, dass diese wenig bzw. plastikfrei verpackt werden soll. Zudem regte Jenny Fuhrmann an, beim eigenen (Online)-Lieferservice Kooperationen mit anderen anzustreben, um so Wege, die sowieso gemacht werden, zu nutzen. Bei vielen Produkten besteht mittlerweile zwar die Möglichkeit Plastik und Verpackung zum Beispiel über große Gebinde zu sparen, dies ist aber bisher nicht für alle Produkte möglich. In Gespräche mit Lieferanten zu treten ist das A und O – auch wenn es Zeit kostet – da so zum Beispiel unnötige Verpackungen, z. B. um Paletten, reduziert werden können, weil der/die Käufer*in bzw. der Laden, selbst für etwaige Schäden haftet. Ohne die Kommunikation und das Nachfragen machen Lieferanten selbst meist solche Angebote nicht.

Gerade im Lebensmittelbereich bestehen auch häufig Unsicherheiten bezüglich der Hygienevorgaben. Jenny Fuhrmann gab den Tipp in Kontakt mit dem zuständigen Hygieneamt zu treten. Für Cafés und die Gastronomie war die App Too good to go (toogoodtogo.de) interessant, bei der die Cafés ihre übrig gebliebenen Speisen und Getränke abends zu einem Bruchteil des Preises noch verkaufen können – die Transportverpackung muss selbstredend mitgebracht werden. Übrigens: Auch der Ernährungsrat Frankfurt beschäftigt sich im Arbeitskreis „Müll-/Plastikfrei Leben in Frankfurt“ mit der Vermeidung von Verpackung im Ernährungssektor (ernährungsratfrankfurt.de)

Im Anschluss an Jennys interessanten und praxisorientierten Input gingen die Teilnehmenden in die Diskussion untereinander. Fragen, die diskutiert wurden waren, was die Gewerbetreibenden selbst im Bereich Verpackungsvermeidung tun können und was sie dazu an (politischen) Rahmenbedingungen benötigen. Ideen und Ergebnisse für eigene Verbesserungen waren beispielsweise Sortimente zu straffen, regional einzukaufen, die Konsument*innen zu Mehrweg zu erziehen, große Gebinde einzukaufen und mehr.
Anforderungen, die die Diskutierenden sahen waren Informations- und Kampagnenarbeit, Verbote von Kunststoffen, steuerliche Begünstigungen für Unverpacktsysteme, Biozertifizierung fördern oder mehr Depots für die Abholung von Ware.

Das nächste Botschafterklubtreffen findet am 22.04.2020 zum Thema Lieferkette statt. Ort und Zeit werden noch bekanntgegeben.

 

Jaya Bowry
Author: Jaya Bowry

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