Klimafreundlichkeit in Küchen für Fortgeschrittene. Zu Gast bei der FES

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25. Februar 2021

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Am 04.02.2021 hatte ich das große Vergnügen, eine Schulung mit Roger Andres, Teamleitung der Betriebsverpflegung der FES Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH durchzuführen. Die Schulung war Teil des vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz geförderten und der LandesEnergieAgentur Hessen (LEA) koordinierten Projektes CO2OK – Klimafreundliche Großküche. Ich erschien zum Online-Schulungstermin gewappnet mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Best Practice Beispielen aus Studien und Projekten rund um das Thema Klimaschutz in der Außer-Haus-Verpflegung. Doch das, was mich an diesem Tag erwartete, übertraf meine Erwartungen und auch ich habe viel lernen können.

Die FES Kantine beliefert 7 Kantinen unterschiedlichster Größe im Frankfurter Stadtgebiet für ihre 1800 Mitarbeiter*innen in Eigenregie.

In 2017 übernahmen sie zusätzlich die Automatenbewirtschaftung an 17 Standorten. Darüber hinaus beliefern sie eine Kita in Bornheim, eine Sozialstation in Heddernheim sowie eine Einrichtung der Arche in der Nordweststadt.

Der Möglichkeit, eine Schulung mit einer Kantine mit solch großer Reichweite durchzuführen, schaute ich mit hoher Erwartung entgegen, denn wenn sich die großen Organisationen in diesem Bereich engagieren, hat das eine bedeutsame Hebelwirkung in der Gesellschaft. In den Vorgesprächen und der Schulung selbst, stellte sich jedoch heraus, dass die Kantine schon sehr weit in ihren Bemühungen im Bereich Klimaschutz ist. Bereits seit einigen Jahren nimmt die Kantine an der Klimagourmet Woche und auch an der Woche der Abfallvermeidung – bei der auch wir von Lust auf besser leben jedes Jahr mit der FES kooperieren – teil. Auf den Grundstücken der FES wird beim Bau neuer Kantinenbetriebe auf Energieeffizienz geachtet und auch die Fahrzeugflotte wird sukzessiv durch E-Fahrzeuge erweitert sowie eigener Ökostrom wird erzeugt. Um Speiseabfälle zu reduzieren, gibt es auf dem Speiseplan jeweils nur zwei Gerichte zur Auswahl. Davon ist jeweils eine Auswahlmöglichkeit eine fleischlose Variante, über welche die Mitarbeiter*innen der FES Kantine mit ihren Zielgruppen über die Potenziale zur Reduzierung von Treibhausgasen mit Fleischverzicht kommunizieren und die aufgrund der ansprechenden Rezepturen mittlerweile große Beliebtheit erfährt. Wie man die CO2-Bilanz von Speisen in der Außenkommunikation mit Kund*innen einbinden kann, postete Roger Andres auf seiner Facebook Seite ‚Roger’s Universe‘. Jede Woche werden seither die CO2-Bilanzen der verschiedenen Menu-Optionen den Kund*innen offengelegt.

Eine kleine Anekdote, wie die FES zur Verwendung nachhaltiger Materialien kam, brachte mich zum Schmunzeln: Vor einigen Jahren versorgte die FES Kantine die Frankfurt Cleanup Tage mit Verpflegung. In den Anfängen wurde dabei ein Eintopf in Plastiktellern serviert. Roger Andres erkannte das Paradox dieser Situation relativ schnell: An einem Tag, an dem sich engagierte Bürger*innen um das Einsammeln von Müll kümmern, sollten die Veranstalter nicht noch mehr Müll erzeugen, der nur schwer entsorgt werden kann! Seit über 10 Jahren setzt die FES deshalb konsequent nachhaltiges Geschirr und Besteck aus Zellulose, Zuckerrohrfasern, Palmblättern, sowie PLA und CPLA bei Catering und Großveranstaltungen bis 4500 Personen ein. In diesem Jahr wird in das Verpflegungskonzept außerdem ein Mehrwegsystem mit wiederverwendbaren Behältern eingesetzt.

Wie ihr seht, hatte ich es mit einem Experten in Sachen Klima- und Umweltschutz zu tun. Doch in einer Angelegenheit konnte die Schulung die FES in ihren Bestrebungen zielführend unterstützen: In guter Voraussicht hatte ich Claudia Zohner, Projekt-Koordinatorin der Modellregion Ökolandbau Wetterau, als Referentin zur Schulung eingeladen. Da die FES Kantine schon seit geraumer Zeit einige Produktgruppen auf regionale Bezugsquellen aus ökologischer Landwirtschaft weiter umstellen möchte und dies auch ein besonderes Interesse des Termins war, konnten wir sehr konkret über Potenziale und Hemmnisse in diesem Bereich sprechen und die Bestrebungen weiter vorantreiben. Im Projekt „Dolle Knolle Wetterau“ wird die Möglichkeit erweitert, „regionale Bio-Kartoffeln für die Außerhausverpflegung zu bündeln, zu schälen, nach Kundenwunsch zu schneiden und in Großgebinde-Einheiten zu vakuumieren. Hierfür steht eine Verarbeitungsanlage zur Verfügung und das Potenzial für weitere landwirtschaftliche Betriebe ist gegeben.“ Die FES Kantine hatte diese Bezugsquelle bereits in Erwägung gezogen, doch aufgrund ein paar kleiner Hemmnisse kam es bislang noch zu keiner Kooperation. An dem Schulungstermin am 04.02. konnten wir sehr konkret über Lieferbedingungen und Anforderungen aus Prozess- und Zielgruppensicht sprechen. Damit konnten wir über die wirklichen Stellschrauben sprechen, wie regionale Produkte aus ökologischer Landwirtschaft immer weiter in die Außer-Haus-Verpflegung eingeführt werden können.

Insgesamt gab es Symbiose- und Lerneffekte auf allen Seiten. Ich freue mich auf die Entwicklungen! Am 18.03.2021 von 13-16 Uhr findet die nächste Online-Schulung des CO2OK-Projektes mit dem Schwerpunkt „Klimafreundliche Verpflegung in Kitas“ statt. An dieser kostenfreien Schulung können Küchenbetreiber*innen, Administrator*innen und Leitungspersonal, die das Verpflegungsangebot in Kindertagesstätten mitgestalten, teilnehmen.

Bei Fragen oder für eine Anmeldung wendet euch an: eva@lustaufbesserleben.de.

Eure Eva

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