Klimachallenge Gesina – Thema Wohnraum und Ressourcen sparen
9. April 2022
Henrik Brauel
In diesen Wochen bringen mich viele Nachrichten und persönliche Veränderungen ins Grübeln: Was für Möglichkeiten habe ich, durch die Reduktion an Wohnraum Ressourcen einzusparen, das Klima zu schützen und obendrein Menschen kurzfristig zu helfen?
Einerseits hören wir täglich in den Nachrichten, dass wir unabhängiger von russischem Gas für Wärme- und Energiegewinnung werden müssen und das der Krieg in der Ukraine sich vielseitig auf die Versorgung auswirkt. Deshalb kursieren viele Fragen und Tipps zum Energie- und Ressourcensparen in der deutschen Bevölkerung. Gleichzeitig wird dringend nach Wohnraum für die Geflüchteten gesucht.
Gleichzeitig steht bei mir selbst ein Umzug in ein 11m2-großes Zimmer in einer Wohngemeinschaft an, deren Heizung und Warmwasser mit Gas erhitzt wird. Als Mieterin habe ich hier nur die Möglichkeit, über einen geringeren Verbrauch an Gas das Klima und unsere energetische Souveränität zu schützen. Und wie soll ich mich mit all meinem Krims-Krams auf so kleinem Raum einrichten?
Mir leuchtet schnell ein, dass man in kleineren Wohnungen Ressourcen spart: weniger Baumaterial, weniger tendenziell weniger Einrichtung und technische Geräte und vor allem weniger Heizkosten – abgesehen davon, dass bei diesem sonnenrekord-verdächtigen März kaum Heizen nötig ist. Außerdem passen mehr kleinere Wohnungen in ein Mehrparteien-Haus, sodass mehr Menschen unterkommen können, eine hohe Wohndichte erreicht wird und weniger Neubauten nötig sind. Letztere verbrauchen nicht nur klimaintensives Baumaterial wie etwas Zement, sondern auch die wertvolle Ressource Fläche, die sie langfristig versiegeln.
Eine kurze Recherche beim Umweltbundesamt zeigt mir jedoch, dass wir uns in Deutschland leider in die entgegengesetzte Richtung bewegen: Die neu gebauten Wohnungen werden immer mehr und immer größer. Außerdem entstehen sie meist in neu ausgewiesenen Baugebieten. Somit nimmt auch die Wohnfläche pro Kopf zu, genauer um 2,8% seit 2011 auf 47,4 m2 im Jahr 2020. Das liegt vorwiegend daran, dass immer mehr Eigenheime und Großwohnungen gewünscht werden und gleichzeitig immer mehr Menschen alleine wohnen. Noch dazu steigt die Wohnfläche mit dem Alter – liegt das vielleicht daran, dass viele Eltern in den großen Häusern wohnen bleiben, wenn die erwachsenen Kinder ausfliegen?
Da bräuchten wir doch flexible Wohnkonzepte! Mir fällt ein, dass einige Eltern ihre Häuser in mehrere Parteien aufteilen, wenn es soweit ist. Nach dem Motto „Schaffe, schaffe, Häusle bauen“ haben viele einmal im Leben so viel investiert, dass sie an das Haus gebunden sind. Aber kann das Haus sich nicht an uns anpassen? Mehr Flexibilität käme bestimmt auch vielen jüngeren Generationen zu Gute, deren Lebensstil durch mehr Wechsel im Job oder Beziehungen geprägt wird.
Ich als Studentin lebe natürlich nicht nur aus einem Suffizienz- und Klimaschutz-Gedanken heraus auf kleinem Wohnraum, sondern auch aus finanziellen Gründen. Der Preisdruck ist in den meisten Unistädten enorm. Aber die Überlegung, dass ich in meiner kleinen, geteilten WG die Umwelt etwas schonen und Platz für weitere Menschen im Haus lassen kann, macht es einfacher, sich mit wenig Platz zu begnügen. Das ist also eine meiner persönlichen Klimachallenges!
Eine Challenge ist es jedenfalls, denn auf kleinem Raum leben ist natürlich auch anstrengend. Ich habe ein paar Tricks entdeckt, wie das gehen kann:
Ausmisten – bei wenig Stauraum kann man zwangsläufig nur behalten, was man wirklich braucht. Es tut aber auch gut, wenn man sich jeden Tag über die wenigen praktischen und liebgewonnen Dinge freut, die man behält, als sich über das viele zu ärgern, bei dem man nicht weiß ob und wann man es gebrauchen könnte und wo man es so lange hintun soll, ohne dass es im Weg steht. Meine Devise: Je nachdem worum es sich handelt, wenn es X Monate lang nicht benutzt wurde ist es entweder unnötig oder am falschen Ort versteckt gewesen. So kann man viele Dinge an andere abgeben, die es wirklich nutzen. Und man überlegt sich beim Kauf neuer Dinge zweimal, ob man es wirklich braucht.
Ein hochgestocktes Bett – da passt enorm viel drunter und wenn man mal eine anstrengende Zeit hat ist -schwupps- auch mal ganz schnell „aufgeräumt“…
Viel an der frischen Luft sein – dann fällt einem die Decke nicht auf den Kopf und man hat genug Tapetenwechsel außer Haus. Und das ist auch noch gesund! Danach freue ich mich wieder auf meine gemütliche kleine Butze.
Sich gute Mitbewohner:innen suchen – dann muss man sich nicht in der Wohnung aus dem Weg gehen und kann Gemeinschaftsräume auch gemeinsam nutzen
Wer noch nicht überzeugt ist bekommt noch einen ganz pragmatischen Grund geliefert: Bei weniger Wohnraum ist der Wochenendputz schneller erledigt und es bleibt mehr Zeit für anderes.
Mein Fazit also: Es ist aus vielen praktischen und moralischen Gründen eine positive Herausforderung, auf wenig Wohnraum zu leben!
Was macht Ihr so?
Eure Gesina
Hallo, ich bin Henrik. Ich mache zurzeit mein Jahrespraktikum bei Lust auf besser leben und kümmere mich primär um den Webguide, Newsletter und das Botschafter:innenprogramm. Dabei arbeite ich mich gerne in neue Themen ein und veröffentliche sie für Euch in Form von informativen Artikeln im Blog.