Klimaangst – Wie die Sorge um die Umwelt unsere Psyche beeinflusst | Team Insight von Jaya

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3. September 2024

ÜBER DEN AUTOR
Svenja Flach
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Klimaangst – Wie die Sorge um die Umwelt unsere Psyche beeinflusst

Heute würde ich gerne über das Thema Klimaangst schreiben. Nicht, weil ich das Gefühl habe, persönlich betroffen zu sein, aber ich kann teilweise schon verstehen, warum manche Menschen belastende Gefühle hinsichtlich des Klimawandels entwickeln. Außerdem interessiere ich mich schon lange auch für psychologische Themen und wollte mehr über das Thema wissen. Für mein Team Insight habe ich mich daher über ein paar Podcasts schlau gemacht und werde euch diese am Ende verlinken. Aber first things first…

Was bedeutet Klimaangst eigentlich?

Laut den Psychologists for Future ist Klimaangst zunächst keine psychologische Diagnose, denn psychologische Erkrankungen werden selten themenbezogen bzw. nach Ursachen klassifiziert. Den Symptomen nach zu urteilen, kann die Klimaangst am ehesten in das Feld von Angststörungen oder Depressionen eingeordnet werden. Zu den häufigsten Symptomen zählen Wut, Ohnmacht, Schuld, Panik, Trauer, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Schlaflosigkeit bis hin zu Panikattacken. Diese Symptome gibt es auch bei anderen Themen, wie beispielsweise bei der Angst vor Kriegen oder Krankheiten.

Angst ist ein sehr tiefes Gefühl und intuitiv möchte man ihr zunächst einmal aus dem Weg gehen. Interessant fand ich, dass bei der Klimaangst solche Vermeidungsstrategien nicht zwingend sind, sondern zu beobachten ist, dass Klimaangst bisweilen in Aktivismus statt einer Schockstarre mündet.

Aber auch Verdrängungsmechanismen, die bis zu einer Leugnung des Klimawandels reichen, können mit einer Angst zu tun haben und Schutzmechanismen sein, um sich nicht mit den Veränderungen durch den Klimawandel auseinandersetzen zu müssen. Die Expert:innen sprechen hier von einer kognitiven Dissonanz, weswegen entweder das Verhalten oder eben die eigenen Ansichten angepasst werden.

Wer ist eigentlich betroffen von Klimaangst?

Gut informierte und jüngere Menschen, vor allem diejenigen, die mit den Auswirkungen des Klimawandels persönlich in Berührung kommen oder beruflich damit zu tun haben, sind verstärkt betroffen. Insbesondere sehr empathische und sensible Menschen leiden darunter. Sie sind verzweifelt – die Erde brennt und niemand tut etwas. Auch ich kenne das Gefühl der Ohnmacht. Man ist sauer auf die Politik und Unternehmen, aber auch auf die Menschen um einen herum, die konsumieren und konsumieren und sich überhaupt nicht um den Klimawandel scheren, obwohl sie darum wissen (müssten).

Was kann man gegen Klimaangst tun?

Es wird immer wieder darüber diskutiert, was negative Nachrichten in den Menschen auslösen. Ich persönlich bin diesbezüglich häufig zwiegespalten, wenn ich Workshops zu Nachhaltigkeit und Klimawandel gebe und versuche mittlerweile eine Balance zu finden: Zu Beginn stelle ich faktenbasiert dar, dass der Klimawandel ein ernstzunehmendes Problem ist, das sich auf unser aller Leben auswirken wird. Denn stoppen können wir ihn nicht mehr. Aber wir können weiterhin versuchen, die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu minimieren. Es macht einen Unterschied, ob die Erde sich um 2 oder 3 Grad erwärmt. Das ist insbesondere wichtig denjenigen nahezubringen, die bereits jetzt denken, dass alles zu spät ist. Wenn diese Fakten erst einmal klar sind, kann über Handlungsoptionen gesprochen werden. Und jetzt bin ich gerne dabei, positive Szenarien zu entwickeln .

Wir werden uns als Menschen an den Klimawandel anpassen müssen und diese Anpassungen können in manchen Bereichen so positiv aussehen, dass sie sogar ohne den Klimawandel zu befürworten sind. Hier ein paar Beispiele: Unsere Städte werden grüner und die Luft besser, weil wir Betonwüsten entsiegeln und viel weniger Autos fahren. Dennoch können wir jederzeit entspannt von A nach B kommen, weil wir einen großartig und bezahlbaren ÖPNV für Alle haben. Dabei gibt es wesentlich weniger Verkehrstote. Unser Essen schmeckt besser und wir leben gesünder, weil immer mehr bio-regionale Produkte den Weg auf unsere Teller finden.

Eine wichtige Aufgabe für alle, die mit dem Klimawandel arbeiten und diesen kommunizieren ist, nicht nur auf das zu fokussieren, was den Menschen vielleicht weggenommen wird, sondern was sie durch Nachhaltigkeitsmaßnahmen bekommen. Diesbezüglich kann ich auch noch viel lernen und wir bei Lust auf besser leben beschäftigen uns in letzter Zeit viel mit positiven Realutopien. Wir müssen den Klimawandel als – zugegebenermaßen große – Aufgabe, als Transformationsprozess verstehen und diesen als Kollektiv angehen.

Dabei müssen wir den Druck von den einzelnen Menschen nehmen, vor allem denjenigen, die das Thema stark belastet. Natürlich ist es nach wie vor wichtig, eine nachhaltige Lebensweise so gut es möglich ist, zum Alltag zu machen. Wir dürfen nicht unterschätzen, wie man mit dem eigenen Handeln andere inspirieren kann. Aber es darf nicht in Widersprüchen oder Schuldzuweisungen gegen uns selbst oder andere münden, sodass wir uns schlecht fühlen, weil wir nach einer langen Partynacht doch mal wieder bei McDonalds gelandet sind.

Falls ihr von Klimaangst betroffen seid:

Macht euch folgendes bewusst: Die Angst ist zunächst einmal eine logische Reaktion auf eine reale Gefahr. Wenn der Leidensdruck allerdings zu groß wird, solltet ihr euch Unterstützung suchen. Versucht aus der Hilflosigkeit auszubrechen, sucht euch Gleichgesinnte und sprecht über die Angst, aber auch mögliche Veränderungen, die ihr gemeinsam angehen könnt. Die Psychologists for Future bieten zum Teil auch kostenlose Beratungsstunden an.

Was sind Eure Erfahrungen mit der Klimaangst? Seid ihr mit dem Thema schon mal in Berührung gekommen?

Zum Schluss möchte ich euch noch auf eine neue Bucherscheinung aufmerksam machen, die in diesem Kontext interessant zu sein scheint, ich aber noch nicht gelesen haben.

In Unlearn CO2 – Zeit für ein Klima ohne Krise geben hochrangige Wissenschaftler:innen eine lösungsorientierte und visionäre Betrachtung des Klimawandels. Klingt ermutigend, wie ich finde …

 

Quellen:

Instagram Profil klimaangst

Psychologists for Future: https://www.psy4f.org

Podcast: Das Wissen – SWR: Klimaangst. Wie sie motiviert und wann sie lähmt

Podcast: Die Psychotanten: Klimaangst und Abschied

Podcast: Extrem Wetter Podcast: Klima-Angst

Svenja Flach
Author: Svenja Flach

Hi, ich bin Svenja. Ich mache zurzeit mein FÖJ bei Lust auf besser leben und kümmere mich um die Veröffentlichung unserer Events und unseres Blogs sowie den Newsletter. Des Weiteren bin ich für unseren Instagram- und Facebook-Account zuständig und unterstütze das Team bei einigen Projekten.

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