Im Gespräch mit dem Bundesverband Keramische Rohstoffe und Industrieminerale e.V.

VERÖFFENTLICHT

2. März 2019

ÜBER DEN AUTOR
Marlene Haas
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Wir haben nachfragt. Herr Reim vom BKRI hilft uns, die Wege unserer Kaffeetasse zu verfolgen. Und was ist eigentlich Keramik?

Ich frage ihn, ob es sein kann, dass meine alte Unitasse aus regionalem Ton hergestellt ist. „Die erste Frage ist ja schon mal, ob es sich um eine Tasse aus Steingut oder Steinzeug oder um eine Porzellantasse handelt. Bei einer Unitasse tippe ich eher auf eine industriell gefertigte Porzellantasse.“ sagt er und schmunzelt etwas. Es ist mir peinlich, dass ich mir über den Unterschied zwischen Keramik, Steingut, Steinzeug und Porzellan noch nie Gedanken gemacht habe… „Was ist denn der Unterschied?“ frage ich. Meine Bildungslücke scheint nicht unüblich zu sein, denn er erklärt: „Viele Menschen benutzen die Begriffe fälschlicherweise als Synonyme. Aber aufgrund der unterschiedlichen Rohstoffe besteht ein merklicher Unterschied, der sich auf die Festigkeit auswirkt. Hauptbestandteil von Steingut bzw. Steinzeug ist Ton, bei Porzellan ist es Kaolin. Steinzeug oder Steingut wird aus den plastischen, d.h. bildsamen oder knetbaren Tonen und den unplastischen Stoffen wie Quarz, Kreide, Feldspat und anderen erzeugt. Im Gegensatz dazu besteht Porzellan aus Kaolin, Feldspat und Quarz. Kaolin, auch „Porzellanerde“ genannt, ist ein sehr feines, weißes Gestein ohne färbende Eisen- oder Titananteile. Bedingt durch eine sehr weiße Brennfarbe wirkt sich der Einsatz von Kaolin generell positiv auf die Herstellung von Porzellan aus. Sowohl Steingut bzw. Steinzeug als auch Porzellan werden unter dem Begriff Keramik zusammengefasst.“ Interessant.

Ich frage nach: „Und woher beziehen die meisten Produzenten die keramischen Rohstoffe wie Spezialton, Kaolin, Bentonit, Feldspat und Quarzsand? Kann man die in Deutschland abbauen?“

„Na klar! Hauptabbaugebiete für Kaolin in Deutschland befinden sich bei Hirschau in der Oberpfalz.  Aber auch im Westerwald und im Taunus wird vereinzelt Kaolin abgebaut. Zudem werden im Westerwald jährlich etwa 2,7 bis 3 Millionen Tonnen Spezialton gewonnen.“

Da sind wir ja dann wieder beim Westerwälder Ton. „Alle Wege führen in der Keramikindustrie offensichtlich nicht nach Rom, sondern in den Westerwald.“ scherze ich. Herr Reim ergänzt: „Nun ja, nach Italien führen unsere Wege schon auch. Insgesamt gehen nur ca. 10 % der deutschlandweit gewonnenen Spezialtone in die Sanitär, Geschirr- oder Porzellanindustrie. Der überwiegende Anteil geht in die Fliesen- und Baukeramik, zum Beispiel für Ziegel, Klinker und Steinzeugrohre. Die DB Cargo transportiert heute jährlich ca. 1 Mio. Tonnen Ton vom Westerwald nach Italien.

Vom Westerwald nach Italien und wieder zurück nach Deutschland

Dort wird der Ton zu Fliesen verarbeitet und kommt wieder zurück in den deutschen Handel.“ Das ist ja irre, denke ich. „Bei Ton denke ich eigentlich immer nur an die Töpferei um die Ecke. Aber Ton scheint ja ein echter Alleskönner zu sein!“ Herr Reim kommt ins Schwärmen: „Ton nicht mehr wegzudenken: Ob in der Landwirtschaft, in Brunnenabdichtungen oder Dichtbauwerken – Ton wird aufgrund seiner Vielseitigkeit vielerorts Tag für Tag benötigt. Innovative Herstellungsmethoden lassen neue Einsatzgebiete für Ton entstehen: So findet Ton mittlerweile auch bei der Herstellung von Spezialbaustoffen und Füllstoffen für spezielle Polymersysteme Anwendung. Tongranulate sind auch beim Einsatz in Blumenerden und Substraten echte Helfer: Regulieren sie doch indirekt neben der Beschaffenheit des Substrats auch das Wachstum der Pflanze in geradezu idealer Weise. Die Anwendungsgebiete von Ton sind damit noch nicht ausgeschöpft. Sie erstrecken sich auch auf weitere Bereiche des täglichen Lebens und die dazugehörigen Industriezweige: So macht sich auch die Chemische Industrie die besonderen Eigenschaften von Ton zunutze. Denn Ton findet als Füllstoff im Bereich der Gummi-, Lack- und Farbenindustrie Anwendung, gemahlene Spezialtone werden als Stellmittel und funktionale Additive zum Einsatz gebracht.“

Oha, denke ich, das war mir so nicht klar.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bildnachweise: Bundesverband Keramische Rohstoffe und Industrieminerale e.V. / Tontagebau Meudt © Stephan Schmidt / Tontagebau Petschmorgen © Sibelco Deutschland GmbH

Marlene Haas
Author: Marlene Haas

Marlene führt gemeinsam mit Alexandra die Geschäfte der Lust auf besser leben gGmbH, die sie 2014 gegründet hat. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind nachhaltige Quartiers- und Regionalentwicklung sowie die Konzeption und Umsetzung von innovativen Projekten, Kampagnen und Events. Unsere lebenslustige Powerfrau Marlene liebt das Netzwerken ebenso wie die kreative Entwicklung neuer Konzepte. Ob analog oder im Social Web: Hauptsache sie erreichen und begeistern Verbraucher:innen und andere Zielgruppen für Nachhaltigkeit. Die Arbeit mit Kleinunternehmen und deren Förderung im Bereich nachhaltiges Wirtschaften sind seit 2014 ihre besonderen Anliegen – damals wurde sie zur jüngsten (ehrenamtlichen) Vizepräsidentin Deutschlands in der IHK Frankfurt am Main gewählt und baute das dortige Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit auf. Mit Lust auf besser leben als „good Lobby“ zu agieren oder über knackige Texte die Öffentlichkeit für Nachhaltigkeitsziele zu begeistern ist mittlerweile das Steckenpferd der frisch gebackenen Mutter. Als gelernte Veranstaltungskauffrau scheut sie sich nicht anzupacken. Die Denke „Das haben wir schon immer so gemacht!“ ist ihr völlig fremd, sie handelt gerne unkonventionell – und liebt gleichwohl die beinahe diktatorische Nutzung von Ablagesystemen und Aufgaben-Tools. Des Weiteren ist sie ehrenamtliche Aufsichtsrätin der OEKOGENO SWH eG, Steuerungsgruppenmitglied bei Fairtrade-Stadt Frankfurt und Rhein.Main.Fair. sowie im Beirat des kommunalen BNE-Vereins Umweltlernen Frankfurt e.V. und im Expert*Board des Zero...

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