Die Pandemie. Chancen, Risiken, und was noch? – Team Insights 2021-5

VERÖFFENTLICHT

4. März 2021

ÜBER DEN AUTOR
Alexandra
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Neulich bei der Lust auf besser Leben gGmbH …

Mir ist aufgefallen, dass unsere Team Insights im neuen Jahr – außer Fredis wunderbarem Text zu Neujahrsvorsätzen 2021 let’s go! – sich doch im Unterschied zu den Texten in 2020 mit der allgemein gültigen Lockdown-Situation beschäftigen. Diese Erkenntnis habe ich sicher nicht exklusiv. Und die Erkenntnis, dass das weit gehende Verschwinden außerfamiliärer Aktivitäten sich langsam wie Mehltau über unsere soziale Wirklichkeit legt, ist auch nicht neu. Aus Südafrika hat uns allerdings die Nachricht erreicht, dass unsere Leserin dort die bisherigen „Lockdown-Geschichten echt gut“ findet. Vielen Dank, Sabine – soviel auch zu unserem Verbreitungsgrad 🙂 .

Aber der Reihe nach:

In ihrer Team Insight „Bailey – oder: Die Neuentdeckung der Vereinbarkeit von Allem“ hat Alex über ihre persönlichen Chancen geschrieben, die sie in der Pandemiesituation wahrnahm: die anfangs mehr oder weniger zwangsweise Reduzierung der Alltagsgeschwindigkeit sowie das Füllen unverhofft entstehender Zeitfenster. Füllen nicht mit dem gewohnten Höher/Schneller/Weiter meist beruflicher oder auch privater Anforderungen, sondern mit dem eher entspannten Einlassen auf den Moment gerade jetzt. Und natürlich auf Bailey – übrigens ein wirklich netter Hund.

Eva hat uns einen „Kälteschock im Lockdown“ versetzt. Aus der lethargischen Langeweile auf ihrer Couch hat sie sich in einen – wenigstens nahe gelegenen – eisigen See katapultiert. Mit dieser Radikalkur konnte sie ihre Lethargie (=>Mehltau) unterbrechen und sich durch den abrupten Kälteschock einen Perspektivwechsel bescheren. Nachvollziehbar, wenn auch ziemlich frisch.

Die Schnittmenge der durchaus unterschiedlichen Vorgehensweisen liegt für mich darin, dass beide in den hauptsächlichen Verhaltensverordnungen der Pandemie – Isolation und Einschränkung – auch Chancen erkannt haben und für sich nutzbar machen. Auf diese Weise können wir vielleicht – ohne die Folgen der angesprochenen Pandemieverordnungen bagatellisieren zu wollen – einen Teil unserer Verhaltensautonomie zurück gewinnen.

Da ich glaube, dass die grundsätzlichen sowohl beruflichen wie auch privaten Pandemiespielregeln uns noch eine Weile erhalten bleiben werden, möchte ich die Situation aber mal aus einer anderen Lebenssituation beleuchten. Derjenigen nämlich eines bezüglich äußerer Anforderungen eher entspannten Ruhestands. Bis vor ein paar Wochen war ich tatsächlich eher tiefenentspannt. Bis auf wieder mal in die Kneipe, in’s Kino oder Tanzen gehen  – bei Kälte komme ich aber sowieso eher schwierig in die Gänge – hat mir nichts gefehlt. Meine Familie sehe ich sowieso, mit Freunden zoome ich regelmäßig. Geht natürlich alles besser, ist aber zu verkraften. Was ich aber nicht mehr wegschieben kann, ist die Situation zum Beispiel in Kindertagesstätten, Schulen, Krankenhäusern, Pflegeheimen …

Offensichtlich gibt es einen kaum auflösbaren Widerspruch zwischen Infektionsrisiko und sozialer Teilhabe in Gruppen.

Dass unsere Bundesregierung und mehr oder weniger auch die Landesregierungen vereinfacht gesagt das Infektionsrisiko höher bewerten, kann ich respektieren, auch wenn ich manche Bewertung nicht teile. Wer wollte schon nach ernsthafter Überlegung in der Rolle der Entscheider sein? Ich finde aber, die veröffentlichte Meinung dieser Gesellschaft (auch die seriöse) drückt sich um die subtil unbestreitbare, aber nicht laut und deutlich ausgesprochene Erkenntnis, dass dieser Widerspruch zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht aufgelöst werden kann. Trotzdem brauchen Kinder andere Kinder, besonders auch zum Erlernen sozialer Spielregeln. Das ist nur analog möglich. Brauchen Schüler*innen gemeinsamen Unterricht, auch wegen des Ausgleichs sozialer Benachteiligung. Brauchen unsere Großeltern analoge Kontakte undsoweiter undsoweiter. Wir werden mit diesem Virus noch eine ganze Zeit leben und nach meiner Ansicht trotzdem die Notwendigkeit sozialer Teilhabe höher gewichten müssen.

Und um zum Ausgangspunkt – dem Themenspektrum der aktuellen Team Insights –  zurück zu kehren, erinnert Marlene uns daran, dass jenseits „unserer neuen Vollzeitbeschäftigung Corona-Talking“ zum Beispiel in Afrika ganze Gesellschaften unmittelbar jetzt und heute existenziellen (Hunger)Bedrohungen ausgesetzt sind. Es hilft sicherlich nicht, diese Bedrohungen zu vergleichen oder gegeneinander zu gewichten. Aber aus ihrem Beitrag über  „Globale Freundschaft und Ernährungssicherheit“ nehme ich mit, dass unsere Vollzeitbeschäftigung Corona-Talking möglichst zügig wieder zur angemessenen Teilzeitbeschäftigung werden sollte.

Also: bleibt gesund und nachdenklich!

Euer Jürgen

 

 

 

Alexandra
Author: Alexandra

Alexandra ist unser analytisches Ass und erfasst schnell das große Ganze mit allen komplexen Schnittstellen. Dabei versorgt uns die herzliche Frohnatur immer mit frischen und pragmatischen Ideen. Ihren beruflichen Alltag managt die Mutter von zwei Kindern und dem süßesten Hund der Welt mit einem ausgeklügelten Aufgabenmanagement und viel Humor.

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