Beteiligung statt Belehrung – Warum der Weg zum neuen Nachhaltigkeitspapier der IHK Frankfurt anspruchsvoll, aber lohnend war

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30. Mai 2025

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Alexandra
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Nachhaltigkeit ist in der Wirtschaft kein Add-on mehr, sondern eine strategische Notwendigkeit. Doch wie überzeugt man die Vollversammlungsmitglieder der IHK Frankfurt – 89 Unternehmer:innen mit verschiedensten Hintergründen, Branchen und Meinungen – dazu, ein gemeinsames Positionspapier zu verabschieden – und das einstimmig?

Die IHK Frankfurt am Main hat sich genau dieser Herausforderung gestellt. Nach fast zwei Jahren intensiver Arbeit hat die Vollversammlung im April 2025 das neue Positionspapier Nachhaltigkeit verabschiedet. Es ist ein starkes Zeichen für zukunftsfähiges Wirtschaften – und ein noch stärkeres Zeichen für demokratische Willensbildung in einem komplexen Umfeld.

Der Weg dorthin war, gelinde gesagt, anspruchsvoll. Der Beteiligungsprozess war langwierig, teilweise konflikthaft – und dabei unglaublich wertvoll. Denn die große Stärke dieses Papiers liegt nicht allein im Inhalt, sondern in der Art seiner Entstehung.

Was wir gelernt haben: Beteiligung braucht Ausdauer – und Haltung

Als ehrenamtliche Vorsitzende des Nachhaltigkeitsausschusses war ich Teil eines Prozesses, der manchmal mehr Moderation als Inhalt erforderte. Wir haben 2023 eine Projektgruppe aus 30 Unternehmer:innen aus Industrie, Handel, Dienstleistungen, Start-ups und etablierten Mittelständlern gegründet, die sich immer wieder gemeinsam an einen Tisch gesetzt haben. Alle mit ihren eigenen Vorstellungen von Nachhaltigkeit. Das führte zu intensiven Diskussionen: über technologische Offenheit, über Zielkonflikte und über die Grenzen freiwilliger Selbstverpflichtung. Wir rangen um Worte, stritten um Prinzipien – und lernten, wie viel Stärke in Vielfalt liegt. Denn damit spiegelt dieses Papier die Breite und Vielfalt der über 100.000 Mitgliedsunternehmen der IHK Frankfurt am Main wider – und ist gerade deshalb tragfähig.

Natürlich stellte uns diese Vielfalt auch vor Herausforderungen. Denn je mehr Perspektiven man einbindet, desto schwieriger wird es, auf den Punkt zu formulieren. Wir balancierten ständig zwischen differenzierter Darstellung und klarer Botschaft. Und manchmal musste das Gemeinsame wichtiger sein als das Vollständige.

Zwischen Führung und Mitbestimmung

In solchen Prozessen treffen manchmal auch unterschiedliche Vorstellungen davon aufeinander, wie gute Entscheidungsfindung aussehen sollte. Der Wunsch nach klarer Führung, schnellen Entscheidungen und pointierter Kommunikation ist nachvollziehbar – gerade in Zeiten großer Umbrüche. Gleichzeitig ist es in demokratisch legitimierten Gremien essenziell, dass vielfältige Perspektiven einbezogen werden, auch wenn das Zeit kostet und manchmal anstrengend ist.

Die gute Nachricht: Am Ende hat sich der dialogische Weg durchgesetzt. Dass der finale Beschluss einstimmig fiel, ist Ausdruck einer gemeinsamen Haltung – und das Ergebnis vieler konstruktiver Auseinandersetzungen auf Augenhöhe.

Warum sich das gelohnt hat

Das Ergebnis ist ein klares Bekenntnis der Frankfurter Wirtschaft zur nachhaltigen Transformation. Es zeigt: Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, faire Lieferketten und Bildung sind keine Nischenanliegen mehr. Sie sind Wirtschaftspolitik – und Standortfaktor.

Dass dieses Papier nun einstimmig verabschiedet wurde, ist für mich nicht nur ein Erfolg für den Ausschuss, sondern für alle, die sich in einem schwierigen Prozess für das Gemeinsame stark gemacht haben.

Denn: Nachhaltigkeit braucht Beteiligung. Und Beteiligung braucht Mut. Ich bin stolz, Teil dieses Prozesses gewesen zu sein. Vielen Dank an dieser Stelle an die Mitglieder der Projektgruppe, an die Vollversammlungsmitglieder, an das Präsidium und das Hauptamt der IHK Frankfurt und besonders an Dich, Georg Schürmann, dass Du mit mir gemeinsam immer die Flagge für Zukunftsfähigkeit hochgehalten hast.

Ich bin überzeugt: In einer Zeit, in der gesellschaftliche Herausforderungen komplexer werden, ist die Fähigkeit zum Dialog und zur Mitgestaltung zentral. Die Arbeit an diesem Papier hat genau das gezeigt – und das stimmt mich optimistisch für alles, was noch vor uns liegt.

Alexandra
Author: Alexandra

Alexandra ist unser analytisches Ass und erfasst schnell das große Ganze mit allen komplexen Schnittstellen. Dabei versorgt uns die herzliche Frohnatur immer mit frischen und pragmatischen Ideen. Ihren beruflichen Alltag managt die Mutter von zwei Kindern und dem süßesten Hund der Welt mit einem ausgeklügelten Aufgabenmanagement und viel Humor.

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