Siegel sind wichtig, aber… – Teil 2

VERÖFFENTLICHT

23. Dezember 2017

ÜBER DEN AUTOR
Marlene Haas
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„Das Fairtrade Siegel ist in unserem Fall den Kunden nicht entscheidend, weil wir durch unseren direkten, fairen Handelsweg anders kommunizieren können – z.B. bei einer begleiteten Kundenreise zu unseren Bauern im kommenden Jahr. Wir sind darüber hinaus Mitglied im Fairband. Das erzeugt Glaubwürdigkeit bei unseren Kunden, auch wenn wir nicht das Fairtrade Siegel haben.“ Dr. Frauke Fischer, Nachhaltigkeitsbotschafter bei PERÚ PURO

Siegel oder Vertrauen in den Fairen Handel?

Die andere Seite: Es gibt Siegel für Produkte (Fair Trade) und Importeure, die sich als Unternehmen zertifizieren lassen (z.B. die GEPA als Mitglied der WFTO). Auch können sie sich im Lieferantenkatalog des Dachverbands listen lassen, eine Art Fragenkatalog. Dabei spielt für etablierte und vertrauenswürdige Organisationen wie Weltläden die Nachweisbarkeit der dahinter stehenden Standards eine große Rolle. Sie ist wichtig, damit Kunden ohne Zweifel und vertrauensvoll dort einkaufen können.

Grundsätzlich gibt es also ein ambivalentes Verhältnis gegenüber Siegeln.

Auch sind die Kosten nicht zu unterschätzen, da die besagten Standards überprüft und auditiert werden müssen. Deshalb verkaufen viele unserer Nachhaltigkeitsbotschafter, die direkten Kontakt zum Produzenten haben und bei denen Stammkundschaft wichtig ist, auch oft ohne Siegel, weil Kunden ihnen mehr vertrauen als dem Zertifikat. Doch für den normalen Verbraucher, der sich dem Thema annähert und im konventionellen Supermarkt oder gar online  einkauft, sind Siegel wirklich hilfreich.

Regionale Siegel sind wichtig, Kommunikation noch mehr

„Im Bereich der regionalen, nachhaltigen Ernährung spielen Siegel eine sehr große Rolle. Wenn ich ein hochwertiges Biosiegel habe, dann habe ich die Gewissheit, dass der Betrieb mindestens einmal im Jahr geprüft wird. Und das ist wichtig. Wir verlassen uns auf die Verbände, weil wir nicht alles selber prüfen. Aber auch in der Biolandwirtschaft gibt es Entwicklungen, die ich nicht gut finde. Es gibt bundesweite Siegel für „regional“. Das finde ich prinzipiell gut, aber man sollte mit Siegeln nicht übertreiben, um nicht zu verwirren, so dass dann deklarierte ‚regionale Produkte‘ aus Bayern im Rhein-Main-Gebiet landen. Das Vertrauen ohne Siegel funktioniert nur bei Stammkunden, aber damit kann nicht jeder Laden wachsen. Und man kann ohne Siegel immer leichter getäuscht werden. Das ist schwierig.“ Joerg Weber, Nachhaltigkeitsbotschafter der Bürger AG für regionales und nachhaltiges Wirtschaften

Doch entsteht dadurch wirklich eine höhere Zahlungsbereitschaft für ein fair gehandeltes (über)regionales Produkt? Unser Fazit: Ohne eingängige Kommunikation und Beratung zwischen Händler und Verbraucher besteht eine erhöhte Zahlungsbereitschaft eher für den Mehrwert eines Produktes in puncto Gesundheit (bspw. für unserer Meinung nach unnötiges Super Food) oder höhere Qualität, nicht für eine gerechtere Welt.

Daher kommt der Transparenz und Kommunikation eine große Bedeutung zu: Wenn erklärt wird, welche negativen Effekte die konventionelle Alternative hat, dann ist die Zahlungsbereitschaft in vielen Fällen da. Doch das ist in Zeiten des hektischen, anonymen Konsums eine Herausforderung.

 

Die Kampagne ‚Fairer Handel ist mehr als ein Siegel‘ soll zu mehr Verständnis für die Zusammenhänge und Hintergründe führen, Vertrauen aufbauen zu unseren Betrieben vor Ort und somit dazu beitragen, dass Ihr fairer handeln könnt. Zurück zur Übersicht mit weiteren Artikeln zu Siegeln, Regionalität und fairem Handel…

Bildquelle: Michis Schokoatelier, beim Arbeiten bei den Kakaobauern

Marlene Haas
Author: Marlene Haas

Marlene führt gemeinsam mit Alexandra die Geschäfte der Lust auf besser leben gGmbH, die sie 2014 gegründet hat. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind nachhaltige Quartiers- und Regionalentwicklung sowie die Konzeption und Umsetzung von innovativen Projekten, Kampagnen und Events. Unsere lebenslustige Powerfrau Marlene liebt das Netzwerken ebenso wie die kreative Entwicklung neuer Konzepte. Ob analog oder im Social Web: Hauptsache sie erreichen und begeistern Verbraucher:innen und andere Zielgruppen für Nachhaltigkeit. Die Arbeit mit Kleinunternehmen und deren Förderung im Bereich nachhaltiges Wirtschaften sind seit 2014 ihre besonderen Anliegen – damals wurde sie zur jüngsten (ehrenamtlichen) Vizepräsidentin Deutschlands in der IHK Frankfurt am Main gewählt und baute das dortige Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit auf. Mit Lust auf besser leben als „good Lobby“ zu agieren oder über knackige Texte die Öffentlichkeit für Nachhaltigkeitsziele zu begeistern ist mittlerweile das Steckenpferd der frisch gebackenen Mutter. Als gelernte Veranstaltungskauffrau scheut sie sich nicht anzupacken. Die Denke „Das haben wir schon immer so gemacht!“ ist ihr völlig fremd, sie handelt gerne unkonventionell – und liebt gleichwohl die beinahe diktatorische Nutzung von Ablagesystemen und Aufgaben-Tools. Des Weiteren ist sie ehrenamtliche Aufsichtsrätin der OEKOGENO SWH eG, Steuerungsgruppenmitglied bei Fairtrade-Stadt Frankfurt und Rhein.Main.Fair. sowie im Beirat des kommunalen BNE-Vereins Umweltlernen Frankfurt e.V. und im Expert*Board des Zero...

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