Was Lebensmittelwertschätzung mit alten Denkmustern zu tun hat | Team Insight von Ankathrin
19. Januar 2024
Ankathrin Förster
EIGENTLICH wollte ich heute darüber schreiben, wie wichtig ich es finde, „gute Lebensmittel wertzuschätzen“. Aber während ich das schreibe, schweifen meine Gedanken immer wieder ab und darum hole ich noch mal kurz aus:
Lange lange habt Ihr von mir nix gehört, weil ich aus gesundheitlichen Gründen über ein Jahr nicht gearbeitet habe. Nun bin ich aber seit September wieder zurück und freue mich riesig, erneut Teil des Lust auf besser leben Teams zu sein. Sprichwörtlich ist es nämlich genau das, worauf ich gerade total Lust habe: auf besser leben!
Wie definiere ich „besser leben“
In den vergangenen 1,5 Jahren habe ich versucht, zu lernen, besser auf mich und meinen Körper zu hören. Auf ihn achtzugeben, ihn gut zu behandeln und ihm Gutes zu tun! In Form von Bewegung, Entspannung, gesunder Ernährung und In-Mich-Hören. Und das alles mit dem Ziel, ein besseres oder angenehmeres Leben zu führen.
Das hat auch gut geklappt…bis schwups die erste Krankheitswelle im Herbst kam und mein „Ich-Kümmer-Mich-Um-Mich-Plan“ dahin war.
Plötzlich steckt ich wieder fest in alten Denkmustern und schleppt mich halbgesund von einer „Pflicht“ zur nächsten, von Arbeit zu Haushalt zu privaten Aktivitäten…alles im „Abarbeiten-Modus“. Ohne darauf zu achten, was eigentlich gut für mich wäre. Und da erkannte ich dann mein altes ICH wieder, geprägt aus alten Zeiten. Hier war das Ziel, zu funktionieren, egal wie angenehm oder gesund das für mich sein würde. Essen? Egal…Hauptsache es macht satt.
Futsch war mein neues Ziel, besser zu leben!
Wieso passt meine Abschweifung zu alten Denkmustern gut zu Wertschätzung von Lebensmitteln?
Irgendwie passt das (zumindest in meinem Kopf :-)) zu dem, worüber ich eigentlich schreiben wollte: Wertschätzung von Lebensmitteln!
Es passt, weil ich mir in den letzten Jahren, entgegen meiner alten Denkmuster, viele Gedanken über gesunde Ernährung (ausgewogen, bio, regional, saisonal) gemacht habe, bewusster gegessen und unweigerlich mehr Geld dafür ausgegeben habe als früher (als ich noch andere Denkmuster hatte).
Es passt aber auch, weil ich in meinem eigenen Garten die Erfahrung machen durfte, wie viel Einsatz es kostet, selbst Gemüse anzubauen. Eine Tomate oder eine Zucchini aus eigener Ernte in der Hand zu halten ist wirklich wunderbar und plötzlich erscheint einem jedes einzelne Pflänzchen, jede Frucht sehr kostbar. Und gerade jetzt im Winter frage ich mich oft, „wie haben die Menschen es früher geschafft, satt zu werden?“ Meine alte Denke „Essen kommt aus dem Supermarkt“ konnte ich dadurch ablegen.
Ich fände es schön, wenn sich mehr Menschen über den wahren Wert unserer Lebensmittel Gedanken machen würden
Nicht falsch verstehen, ich weiß natürlich, dass es sich viele Familien WIRKLICH nicht leisten können, Bio-Lebensmittel zu kaufen. Es geht mir eher um die wohlhabenden Menschen in unserer Gesellschaft, die dazu neigen, gerade jetzt, wo alles teurer wird, zuerst beim Lebensmitteleinkauf zu sparen und eben nicht darüber nachdenken, woher das Essen kommt, das sie kaufen und welchen großen Einfluss dessen Anbau auf die Umwelt und unsere Gesundheit hat.
Luxus wie Urlaube, neue Kleidung, ein Auto etc. dürfen oft bleiben, aber Lebensmittel werden möglichst billig eingekauft. Da hat regionales, saisonales und ökologisch angebautes Essen natürlich keinen Platz im Einkaufswagen.
Das tun sie sicher nicht aus bösem Willen, sondern weil es ihnen nicht bewusst ist und weil auch sie noch in alten Denkmustern stecken „Essen muss satt machen und billig sein“. Psychologisch sieht man bei dieser Art des Sparens den größten Effekt, denn die gesparten Euro stehen täglich schwarz auf weiß auf dem Kassenbon.
Auch die aktuellen „Bauernproteste“ zeigen neben der Subventionsdebatte ja, wie wenig wir Endverbraucher überhaupt davon verstehen, wie viel Arbeit, Zeit und Geld hinter jedem einzelnen Lebensmittel steckt.
Und auch Essengehen wird teurer, weil der Mehrwertsteuersatz auf Speisen in der Gastronomie von 7 auf 19 Prozent gestiegen ist. Das verärgert viele, aber warum das so ist, hinterfragen nicht alle!
Toll finde ich daher die ,Hey, Danke!’-Aufklärungs-Kampagne der Initiative Gastronomie Frankfurt (IGF). Die IGF-Vorstandsvorsitzende Lena Iyigün (Glauburg Café) – übrigens eine tolle Botschafterin in unserem Netzwerk 🙂 – sagt, dass mit Hilfe von Infokarten die Preissteigerungen den Gästen verständlich gemacht werden soll. Echt gelungen die Karten! War mir persönlich auch nicht bewusst, was mit den Einnahmen alles finanziert werden muss.
Warum ist mir die Wertschätzung unserer Lebensmittel denn eigentlich so wichtig?
Ganz einfach – weil Nahrung das ist, was uns am Leben hält! Wenn sie gut ist, hält sie unseren Körper und unseren Geist gesund. Und darum finde ich, dass Nahrung so einen elementaren Teil unseres Lebens einnehmen sollte.
Außerdem fände ich es wirklich schön, wenn wir unserem 2. Nachhaltigkeitsziel „Keinen Hunger“ endlich etwas näherkommen könnten, ohne es kaputtsparen zu wollen, denn sparen kann man an ganz anderen Stellen im Leben.
„Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern“ das wünsche ich mir für 2024!
So…ich mache jetzt mal das Essen 🙂 – mit regionalen Bio-Lebensmittels aus der Gemüsekiste der Kooperative (weitere tolle Botschafter aus unserem Netzwerk!)
Alles Liebe
Eure Ankathrin
Ankathrin ist seit September 2020 Teil unseres Teams. Mit einer großen Vorliebe für To-Do-Listen ist sie super strukturiert, engagiert und warmherzig zugleich.
Am Liebsten hält sie Workshops, in denen sie gemeinsam mit Menschen Dinge erarbeitet und ihr Wissen weitergibt. Weil ihr Sinn für look and feel es nicht anders zulässt, bastelt sie genüsslich an der Optik ihrer Vorträge, bis es wirklich gut aussieht. – „Ach, hätte der Tag doch bloß 26 Stunden!“
Als Biologin und 2-fache Mutter liebt sie es, in der Natur zu sein und ist dennoch ein echtes Stadtkind. Seit einigen Jahren lebt sie mit ihrer Familie einen unperfekten „zero waste Lifestyle“ und stöbert leidenschaftlich gerne in Unverpacktläden. Was nie in ihrem Rucksack fehlt, sind mindestens 2 Beutel, um auch spontan mal unverpackt einkaufen zu können und eine Mülltüte, um spontan Müll von der Straße aufzuheben.