Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen | Team Insight von Jaya

VERÖFFENTLICHT

7. Dezember 2023

ÜBER DEN AUTOR
Ankathrin Förster
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Kürzlich habe ich darüber nachgedacht, welches Thema in Bezug auf Nachhaltigkeit mich in diesem Jahr am meisten beschäftigt hat. Aufgrund von zwei Krankenhausaufenthalten als Begleitperson und einer von mir mitorganisierten Konferenz, ist es wohl Nachhaltigkeit und Ressourcenverbrauch im Gesundheitswesen. 

Auch wenn meine Erfahrungen und das erlangte Wissen weit davon entfernt sind vollständig zu sein, würde ich diesbezüglich gerne ein paar Gedanken mit euch teilen wollen, die mich primär an der Thematik interessieren. Diese bewegen sich vor allem in den Bereichen der Ressourceneffizienz und -schonung sowie der Ernährung.

Ernährung im Gesundheitswesen

Ich beginne mit dem emotionaleren Thema, das eins von meinen Steckenpferden ist: Ernährung. In diesem Jahr haben wir ein Projekt durchgeführt, bei dem wir mit kommunalen Akteuren Workshops zu nachhaltiger Ernährung in Kommunen durchgeführt haben. Hier und da haben auch Vertreter:innen aus Krankenhäusern, Rehakliniken sowie Alten- und Pflegeeinrichtungen teilgenommen. Sie bestätigten das Bild, das ich aus ein paar Krankenhausaufenthalten in verschiedenen Kliniken habe.

Das dort angebotene Essen ist katastrophal. Für mich steht die Frage, wie ein solches Essen zu einer besseren Gesundheit bzw. Gesundung beitragen soll ganz weit oben: Es werden unglaublich viele, aber wenig schmackhafte Optionen mit Fleisch zum Mittag, ein trostloses Frühstück und noch trostloseres Abendessen angeboten. Obst, Rohkost und Rezepte mit Hülsenfrüchten sucht man meist vergeblich. Dabei sind gerade die letztgenannten ein zentraler Bestandteil der sogenannten Planetary Health Diet, die ja eine nachhaltige UND gesunde Ernährung beschreibt. Nach dieser sollte Fleisch übrigens nur noch etwa alle zwei Wochen verzehrt werden.

Ich weiß natürlich um den Preisdruck in Krankenhäusern, aber es gibt nunmal auch gute Beispiele, wie die LWL-Kliniken in Münster. Dort wird fleischarm und frisch gekocht, die Einsparungen durch eine kluge Verminderung von Lebensmittelabfällen werden in hochwertigere Lebensmittel gesteckt und Kräuter oder Tomaten selbst angebaut.

Ich bin mir sicher, dass in Zusammenarbeit mit Gesundheitseinrichtungen sowie deren Caterern viele Potenziale für eine erhebliche Verbesserung der Speisen identifiziert werden können, was sich, wie im Falle der Münsteraner auch positiv auf das Image und die Gewinnung von Fachkräften auswirken kann.

Ressourcenschonung im Gesundheitswesen

Weitere Potenziale im Bereich Nachhaltigkeit sehe ich in der Ressourceneinsparung. Zuletzt habe ich mit meinem Kind ein paar Tage im Krankenhaus verbracht, aufgrund eines Virus waren wir in Isolation und mussten für jeden Schritt außerhalb des Zimmers Schutzkleidung tragen. Aus medizinischer Sicht und für die Sicherheit von anderen durchaus nachvollziehbar, aber es tat schon weh, wenn man auf dem Gang nur kurz einen Löffel holen wollte, sich dafür komplett anzog und zwei Minuten später die ganze Kleidung im Müll landete.

Ich weiß nicht, ob es aus hygienischer Sicht die Option gegeben hätte, wiederverwertbare Schutzkleidung zu bekommen, aber worauf ich hinaus möchte, ist Folgendes: Es gibt zahlreiche Beispiele im Gesundheitswesen, wo Einweg in den letzten Jahrzehnten Mehrweg ersetzt hat und dies nicht unbedingt, weil es hygienischer ist, sondern aus Kostengründen. Und hierbei sprechen wir nicht nur über Plastik – auch Edelstahlinstrumente landen im Müll, weil die Sterilisation teuer und zeitaufwendig ist. (https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/108566/Einweg-in-Kliniken-Tausende-Tonnen-Edelstahl-landen-im-Muell)

Wir bei Lust auf besser leben haben übrigens mit Dental East eine Zahnarztpraxis im Botschafter:innenprogramm, die Wegwerfartikel drastisch reduziert hat und beispielsweise Sterilisationscontainer verwendet, anstatt alles einzeln zu sterilisieren und zu verpacken.

Weiter spannende Entwicklungen in der Zahnmedizin und sicherlich weiteren Bereichen liegen in der Digitalisierung – das Projekt SusDent vergleicht beispielsweise die Umweltauswirkung eines digitalen Abdrucks mit einem regulären Zahnabdruck.

Ich könnte noch zahlreiche weitere spannende Initiativen nennen. Wer mehr zu dem Thema erfahren möchte wird bei KLUG, der deutschen Allianz Klima und Gesundheit sicher fündig. (https://www.klimawandel-gesundheit.de)

Die Relevanz des Sektors für die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen scheint mehr und mehr in den Vordergrund zu rücken. Dennoch stehen viele Einrichtungen noch ganz am Anfang, insbesondere auch kleine Unternehmen. Vielleicht können wir uns ja alle mal vornehmen, beim nächsten Arztbesuch ein paar Fragen zu stellen oder Verbesserungen anzuregen…

Ich wünsche euch eine schönen Vorweihnachtszeit mit wenig Arztbesuchen.

Jaya

Ankathrin Förster
Author: Ankathrin Förster

Ankathrin ist seit September 2020 Teil unseres Teams. Mit einer großen Vorliebe für To-Do-Listen ist sie super strukturiert, engagiert und warmherzig zugleich. Am Liebsten hält sie Workshops, in denen sie gemeinsam mit Menschen Dinge erarbeitet und ihr Wissen weitergibt. Weil ihr Sinn für look and feel es nicht anders zulässt, bastelt sie genüsslich an der Optik ihrer Vorträge, bis es wirklich gut aussieht. – „Ach, hätte der Tag doch bloß 26 Stunden!“ Als Biologin und 2-fache Mutter liebt sie es, in der Natur zu sein und ist dennoch ein echtes Stadtkind. Seit einigen Jahren lebt sie mit ihrer Familie einen unperfekten „zero waste Lifestyle“ und stöbert leidenschaftlich gerne in Unverpacktläden. Was nie in ihrem Rucksack fehlt, sind mindestens 2 Beutel, um auch spontan mal unverpackt einkaufen zu können und eine Mülltüte, um spontan Müll von der Straße aufzuheben.

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Ankathrin Förster
Author: Ankathrin Förster

Ankathrin ist seit September 2020 Teil unseres Teams. Mit einer großen Vorliebe für To-Do-Listen ist sie super strukturiert, engagiert und warmherzig zugleich. Am Liebsten hält sie Workshops, in denen sie gemeinsam mit Menschen Dinge erarbeitet und ihr Wissen weitergibt. Weil ihr Sinn für look and feel es nicht anders zulässt, bastelt sie genüsslich an der Optik ihrer Vorträge, bis es wirklich gut aussieht. – „Ach, hätte der Tag doch bloß 26 Stunden!“ Als Biologin und 2-fache Mutter liebt sie es, in der Natur zu sein und ist dennoch ein echtes Stadtkind. Seit einigen Jahren lebt sie mit ihrer Familie einen unperfekten „zero waste Lifestyle“ und stöbert leidenschaftlich gerne in Unverpacktläden. Was nie in ihrem Rucksack fehlt, sind mindestens 2 Beutel, um auch spontan mal unverpackt einkaufen zu können und eine Mülltüte, um spontan Müll von der Straße aufzuheben.