Interview über die Wege des Shiftphones
30. März 2019
Marlene Haas
Es scheint nicht leicht zu sein, Elektrogeräte herzustellen und dabei wertschätzend gegenüber den Mitmenschen und unserem Planeten zu sein. Ein Beispiel, dass es aber doch gelingt ist das Shiftphone. Samuel Waldeck und sein Bruder haben 2014 das Smartphone-Start-up gegründet. Shiftphone ist ein Unternehmen, welches Handys herstellt und verkauft. „Shift“ bedeutet Veränderungen und genau das wollen die Brüder bewirken: Veränderungen fördern. Shiftphones sind weitestgehend fair produzierte Handys. Auf was die Brüder sonst noch alles achten, erfahren wir nun von Samuel Waldeck.
Eigene und faire Produktion von Shiftphone – trotz langer Wege
Das Eingangsstatement von Samuel beeindruckt mich: Shiftphone kennt die Wege von deren Produkten und versucht diese so effizient und umweltentlastend zu gestalten wie möglich. Trotzdem seien für die Produktion von Smartphone viele Wege erforderlich. Rohstoffe werden aus afrikanischen Staaten zur Weiterverarbeitung nach China importiert.
Dort werden die einzelnen Module (z.B. Displays, Platinen) an die Endfertigung – unter anderem eine eigene Manufaktur in China – geliefert und von dort nach Deutschland verschickt. Eine eigene Manufaktur – das hört sich interessant an und ich hake nach. Samuel erklärt mir, dass die Manufaktur eine sehr kleine Handyproduktion in China ist. Dort werden die einzelnen Module von fair bezahlten Arbeitern zusammengebaut.
Aber die Mitarbeiter werden nicht nur fair bezahlt, sondern es herrscht auch eine angenehme Arbeitsatmosphäre ohne Kontrolle und Druck, mit Wochenenden, angenehmen Arbeitszeiten und Versicherungen. Samuel sagt, die Arbeitsbedingungen sind solche, wie er selbst auch in Deutschland arbeiten möchte. Klingt cool, aber ich frage mich, wieso denn überhaupt in China produziert wird und nicht in Deutschland. Samuel hat eine einfache Antwort darauf: Die einzelnen Teile und Hersteller kommen nicht aus Deutschland. Leider gibt es keine näheren Rohstoffabbaugebiete oder Hersteller, die die Module herstellen. Es wäre kompliziert, wenn die einzelnen Teile nach Deutschland transportiert werden müssten. Es wäre viel Verpackungsintensiver. So sparen die Brüder von Shiftphone viele Wege der einzelnen Module. Außerdem sind die Wege in China kürzer als in Deutschland.
Das umweltfreundliche Shiftphone
Die Gründer haben sich offensichtlich viel Gedanken gemacht. Aber Samuel hat noch mehr auf Lager und erzählt mir noch etwas über die weitere Verwendung des Shiftphones. Das fertige Smartphone sei nämlich kinderleicht zu reparieren, da es modular aufgebaut ist. Also anders als bei den gängigen Marken einfach zusammengesteckt und wieder auseinander zu nehmen. Zu jedem Handy gibt es einen Schraubenzieher, um das Reparieren so leicht wie möglich zu gestalten. Das ist sehr wichtig, um ressourcenschonend zu handeln. Außerdem kann man durch den modularen Aufbau des Handys immer die neuste Technik selbst einsetzen. Wenn es also eine neue Kamera auf dem Markt gibt, muss nicht gleich das ganze Handy ausgetauscht werden. So werden Wege gespart, da nicht immer wieder die Rohstoffe für ein gesamtes Handy abgebaut und transportiert werden müssen.
Kreislaufwirtschaft – ein Pfandsystem für Handys
Shiftphone ist ein Hersteller, der auf das Handy ein Umweltpfand nimmt. Dieser beträgt 22 EUR und der Verbraucher bekommt den Pfand zurück, sobald er das Handy zurückgibt. Dadurch können die Techniker von Shiftphone die noch brauchbaren Ressourcen aus dem Handy weiterverarbeiten. Wie cool ist das denn?
Das Gespräch mit Samuel hat mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert, denn man sieht – das Motto der Brüder funktioniert: SHIFT happens. Übrigens man kann jetzt schon das SHIFTmu vorbestellen – ein All-in-One-Device von den Brüdern.
Marlene führt gemeinsam mit Alexandra die Geschäfte der Lust auf besser leben gGmbH, die sie 2014 gegründet hat. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind nachhaltige Quartiers- und Regionalentwicklung sowie die Konzeption und Umsetzung von innovativen Projekten, Kampagnen und Events.
Unsere lebenslustige Powerfrau Marlene liebt das Netzwerken ebenso wie die kreative Entwicklung neuer Konzepte. Ob analog oder im Social Web: Hauptsache sie erreichen und begeistern Verbraucher:innen und andere Zielgruppen für Nachhaltigkeit.
Die Arbeit mit Kleinunternehmen und deren Förderung im Bereich nachhaltiges Wirtschaften sind seit 2014 ihre besonderen Anliegen – damals wurde sie zur jüngsten (ehrenamtlichen) Vizepräsidentin Deutschlands in der IHK Frankfurt am Main gewählt und baute das dortige Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit auf. Mit Lust auf besser leben als „good Lobby“ zu agieren oder über knackige Texte die Öffentlichkeit für Nachhaltigkeitsziele zu begeistern ist mittlerweile das Steckenpferd der frisch gebackenen Mutter.
Als gelernte Veranstaltungskauffrau scheut sie sich nicht anzupacken. Die Denke „Das haben wir schon immer so gemacht!“ ist ihr völlig fremd, sie handelt gerne unkonventionell – und liebt gleichwohl die beinahe diktatorische Nutzung von Ablagesystemen und Aufgaben-Tools. Des Weiteren ist sie ehrenamtliche Aufsichtsrätin der OEKOGENO SWH eG, Steuerungsgruppenmitglied bei Fairtrade-Stadt Frankfurt und Rhein.Main.Fair. sowie im Beirat des kommunalen BNE-Vereins Umweltlernen Frankfurt e.V. und im Expert*Board des Zero Waste Labs der FES.