Grundwasser | Eine der wichtigsten Ressourcen der Welt
13. Oktober 2022
Henrik Brauel
Der Klimawandel ist in Deutschland angekommen. Während Jahrzehnte der Klimaveränderung kaum bis keine Auswirkung auf die Bundesrepublik hatten, sehen wir uns nun im Angesicht von sich intensivierenden Extremwetterlagen. Währenddessen sich Flüsse und Seen auf der einen Seite in brodelnde Pfützen verwandeln, reißen auf der anderen Seite Hochwasser und Niederschläge alles was das sich nicht retten kann, mit sich. Und dennoch: „Deutschland hat ein Wasserproblem“. Austrocknende Flüsse, Bäche und Seen werden zum Nemesis der Volkswirtschaft und Versorgungssicherheit, doch scheint es uns schlicht egal zu sein.
Das Bewusstseinsproblem
Der menschengemachte Klimawandel ist nicht nur wissenschaftlicher, sondern auch gesellschaftlicher Konsens, zumindest in Deutschland. Wer sich als Retter des gesunden Menschenverstandes inszeniert, von Klimahysterie spricht und 2–3 Grad als nichts bezeichnet, blamiert sich folglich nicht nur selber, sondern ist auch nicht mehrheitsfähig in der deutsch/europäischen Gesellschaft. Doch gerade die Frage der Klimaauswirkung in seiner Intensität wird gerade gesellschaftlich hoch diskutiert. Denn auch wenn Extremwetterereignisse sich unbestritten Intensivieren wirkt es fast unmöglich vom/von der „Durchschnittsbürger:in“ zu erwarten, sich ein Europa mit Wasserknappheit vorzustellen. Rund 71 Prozent der Deutschen empfindet, nach einer Umfrage des US-Amerikanischen Forschungsinstitutes „Pew Research Center“, den Klimawandel als die größte Gefahr für das Land, in dem Sie leben. Doch die Aktualität sieht deutlich besorgniserregender aus. Die Grundwasserpegel in Deutschland sinken. Und während der Wasserkonsum der Industrie und Zivilgesellschaft mit Nichten weniger wird, das Klima wirkt und nicht genügend Wasser in den Wintermonaten nachkommt, muss sich eine steigende Anzahl von Kommunen die Wasserfrage stellen: „Wo bekommen wir zukünftig unser Wasser her“. Auch der Kreis Vogelsberg nahe Frankfurt am Main musste diese Frage ganz real in ein Kontingent der wichtigsten zu lösenden Probleme einreihen. Durch eine anhaltende Dürre und sinkende Grundwasserpegel um einige Meter mussten die Bewohner des Gebiets für mehrere Wochen durch Tanklaster mit dem nötigen Grundbedürfnis Wasser beliefert werden. Welch Ironie sich aus diesem Umstand erschließt, wird bei näherer Betrachtung der Industriestandorte klar.
Vogelsberg ist mit 33% Lieferanteil der größte Lieferant der Stadt Frankfurt am Main. Nur rund 25% des Frankfurter Trinkwassers stammt aus stadtinternen Quellen. Das ist vor allem auf das eigene verunreinigte Grundwasser zurückzuführen, dessen Reinigung im Vergleich zum „Import“ unwirtschaftlicher wäre. Umweltschutzverbände und Bürgerinitiativen kritisieren schon länger den Überabbau von Wasser und die große Liefermenge an den Bedarfsgiganten Frankfurt. Die Wasserversorger widersprechen den Vorwürfen der Schutzgemeinschaft Vogelsberg, welche die übermäßige Entnahme als Raubbau bezeichnet und stellen klar, dass Umweltschädigungen durch die Wasserentnahme bereits über 30 Jahre her sind und heute in der Realität zumindest durch den Abbau nicht mehr vorkommen. Und dennoch beißt sich diese Aussage mit der Dürre in 2018 den Umweltschäden gehen mit den Dürren Hand in Hand. Doch es gibt Grund, auf Besserung zu hoffen. Der Kreis Vogelsberg hat im Sommer 2022 ein Wasserschutzkonzept angekündigt und auch Frankfurt hat seit Anfang 2022 ein Wasserkonzept für die Stadt, das ist jedoch wohl kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Zumindest wirkt das so bei Betrachtung der Stellungnahme der Frankfurter Ortsgruppe des BUND. Sie kritisieren nicht nur die unzureichende Vorausplanung, sondern auch das nicht nutzen von Chancen in Bezug auf Stadtgebiets interner Wasserentnahme. Abseits dieser Kritik kommen sie auf 35 Forderungen, um die Wassernutzung in Frankfurt nachhaltiger zu gestalten und Überbelastung des Grundwassers zu vermeiden. Was z.B. Entsiegelung bewirken kann, versuchen wir von Lust auf besser leben momentan in unserem Projekt „Green it Up“ darzulegen. Denn ein weiteres Problem von Städten ist das ungenügende absickern von Grundwasser. Geschuldet ist das der betonierten Stadtlandschaft, welche offensichtlich Wasserundurchlässig und wird somit ein Problem.
Doch gibt es etwas was Bürger:innen und Bürger machen können?
Ja. Das alte Lied der Verbrauchsreduktion ist selten so aktuell gewesen. Die Frage, ob wir unsere Sport/- und Grünflächen in den Trevi-Brunnen mit Trinkwasser oder wiederverwendetem Wasser ertränken, wird viel zu häufig nicht beachtet. Muss man für so etwas das überqualifizierte Grundwasser benutzen oder anders gefragt: „Wäre die Verwendung von Brauchwasser (geklärtes Wasser) wirklich so verheerend für unsere Pflanzen?“. Nein natürlich nicht,
Wir müssen uns zukünftig eine Frage stellen: „Woher bekommen wir unser Wasser“. Oder vielleicht auch nicht, wenn wir jetzt bereits beginnen unsere städtische Wasserversorgung zu verbessern, sichern und mit einem guten Beispiel vorangehen. Sicher ist auf jeden Fall eines: Wasser ist keine unbegrenzte Ressource. Wie wir damit in den folgenden Jahren umgehen, wird nicht nur die Zukunft unsere Wirtschaft beeinflussen, sondern ebenso unsere Lebensqualität. Und noch schlimmer: Uns rennt die Zeit davon. Was so fern schien, ist bereits heute bei uns angekommen. Doch noch ist nichts zu spät. Neben den massiven Investitionen, die nötig sind um unsere Welt nachhaltiger zu machen, müssen wir dringend in den Schutz der Grundwasserbestände investieren, grundsätzliche Änderungen wie den Gebrauch von Brauchwasser oder die vermehrte Aufbereitung von eigenem stadtinternem Quellwasser sind notwendige Schritte. Aber vor allem müssen wir weniger Wasser verbrauchen und Regenwasser muss in den Boden versickern können. Nur mit diesen ganzen Punkten wird es uns möglich sein, die Grundwasserversorgung langfristig ohne Importe zu stabilisieren.
Hallo, ich bin Henrik. Ich mache zurzeit mein Jahrespraktikum bei Lust auf besser leben und kümmere mich primär um den Webguide, Newsletter und das Botschafter:innenprogramm. Dabei arbeite ich mich gerne in neue Themen ein und veröffentliche sie für Euch in Form von informativen Artikeln im Blog.