Ich wollte schon immer verstehen: Was hat es eigentlich mit Wasserstoff auf sich? Team Insights 18

VERÖFFENTLICHT

3. Dezember 2020

ÜBER DEN AUTOR
Gesina Schalenberg
TEILEN

Neulich bei der Lust auf besser Leben gGmbH …

… fragten wir uns: Was hat es eigentlich mit diesem Wasserstoff auf sich, der manch einem ein Leuchten in die Augen treibt, sobald man sich über Nachhaltige Mobilität unterhält – so als hätten wir einen heiligen Gral gefunden, der uns geradewegs in eine grüne, energiereiche Zukunft führt, sobald die Technologie einmal ausgereift sei. Als dann die Bundesregierung diesen Sommer eine Nationale Wasserstoffstrategie verabschiedete, wollten wir uns mal auf den aktuellen Stand bringen.

Unsere erste Erkenntnis: Die Technologie ist schon lange vorhanden.

Zunächst wird mithilfe von Energiezufuhr in der Wasserelektrolyse Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff geteilt. Der Wasserstoff ist dann ein Energiespeicher – man kann ihn einlagern und an andere Orte transportieren. Wird Strom benötigt, werden der Wasserstoff und Luftsauerstoff in einer Brennstoffzelle wieder zusammengeführt. Der Trick dabei: Membranen verhindern die direkte Reaktion der Stoffe, sodass Elektronen fließen und elektrischen Strom erzeugen.

Mit der Wasserstofftechnologie möchte die Regierung die Energiewende „weiterentwickeln und vollenden“.

Benutzt man erneuerbare Energien für die Elektrolyse, kann der Wasserstoff grün – also emissionsfrei – produziert werden. Und bei seiner Verwendung entsteht als Endprodukt wieder Wasser. Das ist genial, wenn man bedenkt, dass Wasserstoff in großem Stil in der Industrie, Z.Bsp. in der Stahlproduktion, und im Verkehr eingesetzt werden kann. Da in diesen Bereichen noch viel auf fossile Energieträger genutzt wird, waren sie im Jahr 2018 zusammengenommen für 26,5% der Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich. Ihre „Dekarbonisierung“ würde uns also unseren Klimazielen ein deutliches Stück näher bringen.

Natürlich werden für die Herstellung von Brennstoffzellen wie auch für Elektrobatterien Ressourcen benötigt, sodass die tatsächliche Umweltbilanz letztlich von vielen Faktoren abhängt.

Außerdem bleibt das Problem der Dimensionen: Die Wasserstofftechnologie soll groß und sektorenübergreifend gedacht werden. Dafür müssen wir Wasserstoff selbst produzieren, importieren und transportieren. Das birgt einige Herausforderungen, zum Beispiel, wie seine klimafreundliche Eigenschaft sichergestellt werden kann.

Was bedeutet das nun für uns als Nachhaltiges Unternehmen und die Konsument*innen in Frankfurt? Erstmal abwarten…

Das Problem an der Technologie ist nämlich momentan die Markteinführung. Das Joint Venture H2-Mobility baut gerade ein erstes Tankstellennetz für Wasserstoff in Deutschland auf. Auch in Frankfurt und Offenbach gibt es schon 3 Stationen (siehe Bild).

Ein Auto mit Brennstoffzellentechnologie kostet aber momentan noch um die 80.000€ und es werden nur sehr geringe Stückzahlen produziert. Die Kostensenkung und Skalierung sind also die großen Herausforderungen der nächsten Jahre. Es gibt erste Versuche mit Bussen und Zügen im öffentlichen Nahverkehr und da könnte die Reise tatsächlich bald hingehen: Öffentliche Flotten in Deutschland müssen nach EU-Vorgaben bis 2026 zu 30% klimaneutral fahren. Das kann mit Brennstoffzellen oder Elektrobatterien erreicht werden.

Wichtig hierbei: wir brauchen beide Antriebe, sie stehen nicht in Konkurrenz zueinander. Grob gesagt ist die Batterie für kürzere Strecken geeignet, die Brennstoffzelle für längere.

Am Ende bleibt zu sagen: Grüner Antrieb hin oder her, auf die Fahrleistung kommt es trotzdem an.

Die Emissionseinsparungen im Verkehrssektor werden seit Jahrzehnten dadurch wieder aufgezehrt, dass wir immer mehr fahren (Rebound-Effekt). Und auch in der Industrie zählen letztlich das Ausmaß und die Art der Produktion. Auch die Wasserstofftechnologie verbraucht Energie und wird uns daher nicht von der Frage befreien, wie wir die benötigten Ressourcen umweltfreundlich gewinnen und wieviel wir davon wofür einsetzen.

Wir bei Lust auf besser leben arbeiten daher weiter an kurzen Wegen für einen nachhaltigen Konsum, Ressourceneinsparung durch Mehrweg-Systeme und Müllvermeidung, dem Klimaschutz in Kommunen und dem ökologischen und energiesparenden Unternehmertum!

Eure Gesina

Verwandte Beiträge