Money, money, money – über die Reise des Geldes und nachhaltige Finanzen

VERÖFFENTLICHT

13. April 2019

ÜBER DEN AUTOR
Marlene Haas
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Auf dem Weg zurück ins Büro will ich noch schnell zur Bank, denn ich brauche noch Bargeld für heute Abend – hier ist ja noch nicht alles so digital wie in anderen Ländern. Aber das Geld legen viele Banken wahrscheinlich ähnlich an, oder? Ich gehe zum Automaten und frage mich, was mein Geld eigentlich so macht, wenn ich es nicht in meinen Händen halte. Was stellt die Bank dann damit an? Welchen Weg hat das Geld hinter sich gelegt, bevor es aus meinem Automaten kommt?

Wusstest Du…?

Woher kommt Dein Geld und was passiert damit?

• Was passiert mit meinem Geld, wenn ich es auf mein Girokonto einzahle? Es wird „digitalisiert“ und geht auf unsichtbare Rundreise – ich kann es jemandem überweisen oder per Girokarte in einem Geschäft damit bezahlen. Oder ich kann es mir später irgendwann am Automaten wieder als Bargeld auszahlen lassen. Übrigens kommt daher auch der Name „Girokonto“ (Italienisch „giro“ = „Rundreise“). mehr dazu bei der Bundesbank

• Digital heißt nicht immer umweltfreundlich – auch nicht im Finanzbereich. In den vergangenen Monaten gab es immer wieder neue Zahlen, z.B. dass eine einzelne Bitcoin-Transaktion genauso viel Energie verbraucht, wie 17 US-Haushalte an einem Tag benötigen, heißt es im viel zitierten Bitcoin Energy Consumption Index. Tendenz steigend. Und das Bitcoin-System verbraucht aktuell mehr Energie als 116 Staaten dieser Erde, so die ZEIT. Wieviel Strom eine normale Onlineüberweisung verbraucht, konnten wir leider nicht herausfinden, aber Du tust trotzdem gut daran, Dein Onlinebanking mit grünem Strom zu betreiben und zu schauen, ob Deine Bank ihre Server mit erneuerbaren Energien betreibt.

• Das Geld, das ich bei meiner Bank auf mein Girokonto einzahle, steht für mich zwar zur Verfügung, aber die Bank betreibt damit Handel und bringt es wieder in Umlauf. Denn eine Bank möchte mit Geld noch mehr Geld verdienen, daher hortet sie meine Scheine nicht in hochgesicherten Tresoren, sondern verleiht und investiert sie, um Zinsen zu verdienen. Aber welche Wirkung mein Geld haben kann, kann ich selbst mitbestimmen, indem ich meine Bank auf Basis ihrer Investitionspolitik auswähle. Denn ich entscheide selbst, welche Wege mein Geld geht, wenn ich es der Bank leihe. Wird es dafür genutzt, ein Hühnermobil in meiner Umgebung zu finanzieren oder den Bau eines Kohlekraftwerks in China? Das kommt darauf an, welche Politik meine Bank vertritt und wie die Bank aufgebaut ist. Nicht bei allen Banken ist es möglich, nachzuvollziehen, was sie mit dem eigenen angelegten Geld macht. Öko- und Sozialbanken verpflichten sich durch ihre eigene Überzeugung das Geld in „Nachhaltige“ Projekte zu investieren – wie das transparent geschieht, erklärt die GLS Gemeinschaftsbank in diesem Video.


Bei anderen Banken ist es schwerer zu erahnen, was genau mit dem Geld passiert. Viele konventionelle Banken stehen wegen Investitionen in Rüstungsgeschäfte, Atom- und Kohlestrom, Nahrungsmittelspekulation und Geschäftsbeziehungen mit korrupten Regimes in der Kritik. Der Fair Finance Guide Deutschland kann Dir einen Anhaltspunkt geben, welche Linie unterschiedliche Banken fahren. Welche Rolle spielt der Klimawandel für die Bank? Welche Bedeutung haben Menschenrechte und Rüstungsgeschäfte bei Investitionen? Entscheide selbst. Einen Einblick wie die GLS Gemeinschaftsbank als Mitglied in unserem Botschafternetzwerk für Nachhaltigkeit die Wege des Geldes gestaltet, um eine möglichst hohe gesellschaftliche Wirkung zu erzielen, liest Du hier. (Interview folgt)

• Es gibt aber ja nicht nur das Girokonto, sondern ich kann auch selber überlegen, ob ich mein Geld als Anlagevermögen in Form von Aktien, Fonds, ETFs o.ä. investiere. Hier habe ich die Qual der Wahl: Welchen Unternehmen vertraue ich mein Geld an, um eine hohe Rendite zu erwirtschaften? Welchen Unternehmen vertraue ich an, dass sie die Rendite mit „guten Geschäften“ erwirtschaften? Über Deine Optionen kannst Du Dich auf Portalen wie „Nachhaltiges Investment“ oder dem „Forum Nachhaltige Geldanlagen“ informieren, bei dem auch unser Nachhaltigkeitsbotschafter „Der Finanzoptimist“ Mitglied ist.

• Übrigens geht die Tendenz immer mehr dazu, bargeldlose Gesellschaften zu schaffen. Allerdings gibt es auch große Skepsis und Bedenken zu dieser Entwicklung, denn die absolute Transparenz unserer Zahlungswege und die Abschaffung von Bargeld kann auch mit Problemen verbunden sein, wie die SZ uns gut erklärt: mehr lesen

Regionalwährungen wie die Bürgerblüte, der Carlo, der Chiemgauer oder der Realo sind meist die Flucht vor dem herzlosen Geld. Alle Ersatzwährungen einen sich in dem Gedanken, dem Geld einen Wert zu geben und darin, dass dieser Wert in der Region geteilt wird. Man erhofft sich eine finanzpolitische Widerstandsfähigkeit gegenüber dem globalen Finanzkapitalismus sowie die Stärkung der regionalen Wirtschaft mit mehr Transparenz und Solidarität. Die Kaufkraft soll gehalten bzw. gestärkt werden und dabei soll gegen anti-soziale Steuermodelle vorgegangen werden. Auch in Frankfurt gibt es die Idee einer regionalen Währung. Vielleicht gibt es bald den Bembel-Groschen? Wenn Du mitwirken möchtest, wende Dich an Tim Noller von Transition Town unter regionalgeld@transition-town-frankfurt.de .

Marlene Haas
Author: Marlene Haas

GLS Bank im Interview und weitere Informationen über die Wege des Geldes:

  • Gemeinschaftsbank für Leihen und schenken - die GLS Bank im Interview

    Gemeinschaftsbank für Leihen und schenken - die GLS Bank im Interview

    >direkt zum Interview mit der GLS Bank<

    Geld ist Liebe

    Meine alltäglichsten Handlungen erlebe ich nahezu schlafend. Ursprung, Wesen und Wirkung entziehen sich meiner Aufmerksamkeit.
    Etwa wenn ich Geld ausgebe.
    Mich begleiten dabei allerlei gefühlsgetränkte Bilder von begehrten Dingen, zu wägende Absichten und himmelsferne Ziele.

    Unter diesen – kaum bemerkt – spielt sich mein Leben ab. Mit jeder
    Geldhandlung trete ich in Beziehung zu Menschen, trete ich in Verbindlichkeiten, deren drei Kräfte meine höhere Wirklichkeit sind:
    Geld ist Liebe. Überall dort, wo ich es gebe, ohne die Erwartung einer Gegenleistung. Immer da, wo es überrascht und befreit.

    Geld ist Vertrauen, überall dort, wo ich seine Wiederkehr, seine Mehrung in die Hände eines anderen lege, da, wo mein Vorschuss
    überwiegt.

    Geld ist Anerkennung. Jeden Tag genau dort, wo ich es einer Arbeit entgegenbringe, da, wo ich sage: «Es ist wertvoll, was du machst und gibst. Danke!»

    Wo ich schenke, liebe ich. Wo ich leihe, vertraue ich. Wo ich kaufe, anerkenne ich. Meine Liebe trägt dich. Mein Vertrauen macht
    dich handlungsfähig. Mein Anerkennen sieht dich.

    Wenn Geld eine Sprache ist, die wir alle sprechen, will ich in den Büchern lesen lernen, in denen es verzeichnet wird.

    von Fabian Roschka und Philipp Tok

    >zum Interview mit der GLS Bank<

    Marlene Haas
    Author: Marlene Haas

    Details

  • Weiterführende Informationenzu der Reise des Geldes

    • Die Form des Geldes hat sich seit dem 6. Jahrhundert vor Christus immer wieder entwickelt. Eine zweiteilige Dokumentation des ZDF erzählt die geschichtlichen Wege des Geldes von Kaurimuscheln, Kaffeebohnen, Tulpen und glänzenden Münzen, bis hin zu den bedruckten Scheinen und der virtuellen Währung von heute.

    … oder in der ZDF Mediathek.

    • Unter Geld verstehen wir meistens erstmal Bargeld, also Scheine und Münzen. Wo kommen diese her und wo gehen sie hin, wenn sie kaputt sind? In Deutschland bringt die Bundesbank das Bargeld in Umlauf. Sie ersetzt auch abgenutztes und beschädigtes Bargeld und zieht Falschgeld aus dem Verkehr. Das neu gedruckte Bargeld bekomme ich, indem es von der Bundesbank mit hochgradig gesicherten Transportern zu Geschäftsbanken gefahren wird, wo ich es dann vom Automaten abheben kann. Wie genau diese Wege funktionieren, erklärt uns am besten die Maus:

    • Was kostet denn die Produktion meines Bargeldes? Der Tagesspiegel hilft: „Banknoten herzustellen ist, im Vergleich zur Produktion von Münzen, ein günstiger Vorgang. Ein Fünf-Euro-Schein kostet nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) nur rund sieben Cent, der Zehn-Euro-Schein neun. Mit steigendem Banknotenwert erhöhen sich die Herstellungskosten der Geldscheine. Allerdings kosten auch höherwertige Banknoten, wie zum Beispiel der 500-Euro-Schein, höchstens 16 Cent in der Herstellung.“

    • Durch Goldabbau zur Armut? Fair Finance Week in Frankfurt oder mehr über das 2-Grad-Ziel und die Finanzwirtschaft? Nachhaltigkeitsbotschafter Philipp Achenbach von „Finanzoptimist“ erklärt Dir in seinem Podcast die Welt der nachhaltigen Finanzen mit regionalen und internationalen Beispielen: http://www.finanzoptimist.com/podcast

    • Dein Geld oder auch z.B. Deine Rentenbeiträge sollen nicht länger in Kohle und Waffen angelegt werden? Es gibt „fossil free“ Regionalgruppen, die sich für „Divestment“ einsetzen. Fossil Free Göttingen z.B. hat es bereits geschafft und Stadt sowie ihre Uni überzeugt, nicht mehr in Kohle, Öl und Gas zu investieren. Frankfurt soll auch fossil free werden? Dann mache mit und unterzeichne: https://campaigns.gofossilfree.org/petitions/fossil-free-frankfurt-raus-mit-dem-geld-raus-aus-unserem-eigenem-grab
    , mehr hier

    • „Stell Dir vor … Du könntest Klimakillern den Geldhahn zudrehen, ein Atomkraftwerk verhindern, Menschenrechte in Entwicklungsprojekten stärken und Kredite für Streubomben blockieren. Für all das steht die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald. mehr dazu

    Marlene Haas
    Author: Marlene Haas

Informieren. Bewusst entscheiden. Wohlfühlen.

Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und die uns zur Verfügung gestellten Informationen aufgearbeitet. Dennoch wissen wir, dass es womöglich Fakten gibt, auf die wir in unseren Recherchen nicht gestoßen sind. Daher bitten wir Euch: Wenn Ihr etwas Ergänzendes wisst, meldet Euch. Wir nehmen es gerne mit auf. Zudem können die Geschichten werbenden Inhaltes sein, da sie auf Betriebe hinweisen. Dies soll den Leser und die Leserin nicht beeinflussen, sondern die notwendigen Informationen über Lieferkette und Wege der Produkte aus „Praxissicht“ bieten, vor allem aber um an Informationen über Spannungsfelder und Konflikte zu kommen, die wir hier im Sinne einer Verbraucherbildung aufgearbeitet haben.

Marlene Haas
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